Honigbienen übermitteln mit ihrem Schwänzeltanz mehr Informationen als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsche Untersuchung, laut der Bienen ein kartenartiges Landschaftsgedächtnis haben. Die Tiere geben etwa eine Fluganweisung zu Nahrungsquellen, die sowohl die Richtung als auch die Entfernung vom Bienenstock und einen Ortsvektor enthält.
Dieser Vektor ermöglicht es ihnen, sich der Quelle von einem beliebigen Ort in ihrem vertrauten Gebiet zu nähern. Das Forschungsteam rund um den Zoologen und Neurobiologen Randolf Menzel von der Freien Universität Berlin hat die Navigations- und Kommunikationsmuster eines Bienenstocks mit fast 2000 Honigbienen untersucht. Nachdem die Insekten einer Sammlerin beim Schwänzeltanz zugeschaut hatten, fingen sie die Forscherinnen und Forscher beim Verlassen des Stocks ein. Sie bekamen einen Transponder, mit dem ihr Flug verfolgt werden konnte. Anschließend ließen sie die Bienen an einem weit vom Stock entfernten Orte wieder frei und lasen ihren Standort alle drei Sekunden aus.
Finden Quelle auch von anderem Ort aus
Die Insekten flogen zunächst in die im Schwänzeltanz angezeigte Himmelsrichtung, doch der anschließende Teil ihres Fluges wurden stark durch den Freilassungsort beeinflusst. Sie fanden die Nahrungsquelle, die ihnen im Tanz übermittelt worden war. Daraus schließt das Forschungsteam, dass „Bienen in der Lage sind, die metrischen Bezüge zwischen Landmarken so einzuspeichern und für die Botschaft des Schwänzeltanzes so auszulesen, dass sie von jedem beliebigen Ort zu der im Tanz angegebenen Stelle fliegen können“. Dieses Landschaftsgedächnis würden sie während ihrer Flüge als junge Biene erlernen.
Die übermittelte Information ist somit umfangreicher als bisher angenommen. Bekannt war zum Beispiel, dass Informationen über die Entfernung und Richtung zur Nahrungsquelle übermittelt werden. Die Entfernung messen die Bienen etwa über die Zahl der Objekte wie Bäume, an denen sie vorbeifliegen. Im Tanz bedeutet dann jeder Schwänzel 80 Meter. Für diese Erkenntnisse erhielt der österreichische Verhaltensforscher Karl von Frisch vor 50 Jahren den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Er hatte jahrelang die Sinneswahrnehmungen und die „Sprache“ der Bienen entschlüsselt.
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