Stellen Sie sich vor, es gibt eine Impfung gegen Krebs und nur die wenigsten nehmen diese in Anspruch. HPV, also humane Papillomaviren, lösen bei Frauen häufig Gebärmutterhalskrebs aus. Wie manifestiert sich HPV? Was bringt eine Impfung für beide Geschlechter, und welche Therapiemöglichkeiten gibt es auch nach einer Diagnose? Darüber hat krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf mit dem Chefarzt der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Dr. Andreas Krauter, in der aktuellen Ausgabe des Gesundheitsmagazins gesprochen.
HPV, also humane Papillomaviren, sind virale Krankheitserreger, die eigentlich nur im Reservoir der Menschen vorkommen und Entzündungen und Hautveränderungen verursachen, erklärt Dr. Andreas Krauter. „Aber es ist ein ganz vielfältiges Virus, das in etwa 200 Subtypen unterkommt, und zumindest ein bestimmter Prozentsatz davon - fünf ungefähr - ganz gefährlich sind. Hochrisikoviren, die unter Umständen über einen langen Zeitraum hin gesehen auch bis zum Gebärmutterhalskrebs führen können“, so Krauter.
Was unterscheidet einen „normalen“ Stamm von einem sogenannten High-Risk-Stamm? Was können letztere auslösen? Dr. Krauter zufolge können High-Risk-Stämme über lange Zeit hin gesehen, wenn es zu einer Infektion insbesondere im Genitalbereich gekommen ist, dazu führen, „das sich dort die Zellen so verändern, dass sie dann wachsen wie ein bösartiger Tumor und dann schrittweise so zum Gebärmutterhalskrebs werden“. Dies könne aber „natürlich nicht nur im Bereich des Muttermundes geschehen, sondern wir haben genauso das Problem, dass durch orale Übertragung im Nasen-Rachenraum-Mundraum Tumore entstehen können oder im Bereich des Analsystems“, ergänzt der ÖGK-Chefarzt im Talk mit Raphaela Scharf.
krone.tv-Moderatorin Raphaela Scharf im Gespräch mit dem Chefarzt der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Dr. Andreas Krauter.
(Bild: krone.tv)
Impfung ist und bleibt die beste Schutzmaßnahme Das heißt also, es können beide Geschlechter an HPV erkranken. Kann man aber trotzdem sagen, dass der Mann häufig der sogenannte Wirt ist? Dr. Krauter zufolge sind beide Geschlechter, also Mann und Frau, Träger und Überträger des Virus. „Es kann sich also eine Frau durch einen Mann infizieren, genauso aber ein Mann bei einer Frau infizieren“. Frauen bekommen Gebärmutterhalskrebs, beide Geschlechter haben aber das gleiche Risiko, und etwa 80 Prozent der Bevölkerung infizieren sich während ihres Lebens mit HPV. „Beide haben also das gleiche Risiko, das zu bekommen und zu übertragen. Daher sollten auch beide die notwendigen Schutzmaßnahmen treffen. Und das ist und bleibt ganz einfach die Impfung - für Männer und für Frauen“, wie der Mediziner betont.
Wie manifestiert sich denn HPV? Also gibt es tatsächlich Indikatoren, die auf HPV hinweisen? „Die meisten Infektionen von HPV laufen völlig symptomlos ab“, weiß der ÖGK-Chefarzt. „Die Infektionsphase sind einige Wochen und dann ist es wieder weg. Und bei manchen - insbesondere wenn diese besonders gefährlichen Stämme vertreten sind in dem Infektionsmuster, es sind ja meistens mehrere Subtypen, die hier übertragen werden -, dann entsteht daraus ein Risiko, Erkrankungen zu bekommen.“ Krauter nennt hier Gebärmutterhalskrebs: „Das manifestiert sich zuerst durch sogenannte Zellveränderungen. Das ist das, was beim Gynäkologen beim Pap-Abstrich festgestellt wird. Und nach zehn, 15 Jahren könnte auch einmal ein Gebärmutterhalskrebs auftreten“.
Der Chefarzt der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Dr. Andreas Krauter
(Bild: krone.tv)
„Es ist eine wirklich gefährliche Erkrankung“ Der Mediziner geht in Österreich nach wie vor von jährlich 400 Fällen von Gebärmutterhalskrebs aus - eine hohe Zahl. „Und es ist auch nicht so einfach zu therapieren. Es sterben auch 150 Leute pro Jahr dran. Also es ist eine wirklich gefährliche Erkrankung“, so Dr. Krauter. Wirkliche Therapiemöglichkeiten gibt es demnach keine, der ÖGK-Chefarzt verweist wieder auf den Anfang, auf das Kinderimpfprogramm. „9 bis 12 Jahre, impfen vor dem erste Sexualkontakt. Zu diesem Zeitpunkt ist es notwendig, die Kinder zu schützen. Zwei Impfungen und damit ist man doch relativ gut vor den gefährlichsten Erregern geschützt.“
Krauter zufolge sollte man sich unbedingt impfen lassen, auch nach einer Infektion mit HPV, „weil es doch einen Schutz vor möglichen anderen Erreger, Gruppen und auch vor einer nochmaligen Boosterung dieser gefährlichen Subtypen bringt. Also gleichgültig in welchem Alter eigentlich bei sexueller Aktivität. Und das ist ja nicht nur beschränkt auf die Jugendjahre, sondern das geht auch ins Alter hinein - trotzdem auf jeden Fall impfen lassen.“ Auch wenn es eine „relativ teure Impfung“ sei, wenn Sie bei Erwachsenen davon ausgehen, das etwa 650 Euro zu bezahlen sind, wie Dr. Krauter ergänzt.
(Bild: krone.tv)
„Einerseits ist ein guter Schutz; die ÖGK und die Sozialversicherungen übernehmen in bestimmten Indikationsstellungen - das müssten Sie dann mit Ihrem Gynäkologen, Ihrer Gynäkologin besprechen oder mit dem Urologen - auch die Kosten, um hier eine Impfung zu bezahlen“, so der ÖGK-Chefarzt.
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