Papst Franziskus hat kürzlich mit einer Aussage aufhorchen lassen. Er hält die Aufhebung des Pflichtzölibats in der katholischen Kirche für möglich. Wie stehen die für Tirol zuständigen Bischöfe Hermann Glettler und Franz Lackner zu dem Thema? Sie sind skeptisch.
Papst Franziskus weiß, wie man für Schlagzeilen sorgt. Er könne sich eine Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester vorstellen – mit dieser Aussage hat er kürzlich aufhorchen lassen und eine Diskussion neu entfacht. Der Pontifex rüttelt mit seinen Worten an einer bisher als unverrückbar geglaubten Leitlinie in der katholischen Kirche.
Ich fände es als Kulturverlust, wenn diese Lebensform aus unserer Gesellschaft verschwindet.
Innsbrucks Bischof Hermann Glettler
Keine Glaubensfrage, sondern eine veränderbare Vorschrift
Von vielen Gläubigen und Kirchenreformern wird die vorgeschriebene Ehelosigkeit von Priestern ohnedies als verzichtbar angesehen. Etwas anders sehen das die für Tirol zuständigen Bischöfe Hermann Glettler (Diözese Innsbruck) und Franz Lackner (Erzdiözese Salzburg). Beide halten grundsätzlich fest, dass der Zölibat keine Glaubensfrage, kein Dogma sei, sondern als kirchliche Vorschrift geändert werden könne. Als ein Beispiel nennen sie die Ostkirche, in der verheiratete Männer als Priester erlaubt sind.
Glettler sieht im Zölibat eine wertvolle Lebensform
Und dennoch: beide Kirchenmänner sind skeptisch. Glettler nennt den Zölibat eine „wertvolle Lebensform“, um sich ganz dem Dienst in der Kirche und der Seelsorge widmen zu können: „Ich fände es als Kulturverlust, wenn diese Lebensform aus unserer Gesellschaft verschwindet.“ Der Innsbrucker Bischof gibt auch zu bedenken, dass man in der Folge von einer Doppelberufung sprechen müsse, weil die Frau alles mittragen müsse: „Das Priesteramt ist schließlich kein Job wie jeder andere.“
Lackner sieht das Problem Priestermangel damit nicht gelöst
Bedenken äußert auch Erzbischof Franz Lackner. Zu glauben, die Aufhebung des Zölibats würde das Problem des Priestermangels lösen, sei zu kurz gedacht: „Wenn die Änderung rein aus dem Motiv der Modernisierung herbeigeführt würde, bezweifle ich, dass damit der Kirche und dem Priesteramt wirklich ein Dienst erwiesen wird.“ Lackner vermisst in der Diskussion um die mögliche Abschaffung die Auseinandersetzung mit der Frage: „Was gebe ich stattdessen auf?“
Er sei kein Proponent für die Aufhebung, meint Glettler, „aber wenn es sich auf weltkirchlicher Ebene klärt, werde ich nichts dagegen haben.“
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