Mit 1,3 Millionen Followern zählt die Fitness- und Food-Bloggerin Carina Berry zu den erfolgreichsten TikTokerinnen Österreichs. 2020 verlor die 30-Jährige bei einem schweren Motorradunfall fast beide Beine. In ihrem Buch „Mein Leben, Meine Regeln“ das heute erscheint, spricht sie über Selbstreflexion.
Die Influencerin selbst möchte junge Frauen von heute dazu ermutigen, ihr Leben nach ihren eigenen Regeln zu gestalten. Wie das funktioniert, verriet sie im „Krone“-Talk...
„Krone“: Bali, Kapstadt - Downtown St. Pölten - wo fühlst du dich eigentlich wohl? Wie und warum?
Carina Berry: Manchmal komme ich mir vor, als hätte ich drei Leben. Eines in Bali, eines in Kapstadt und eines in Österreich. Jedes Leben fühlt sich ein bisschen anders an. In jedem Paralleluniversum kleide und ernähre mich anders, habe andere Freundesgruppen und Hobbys. Derselbe Mensch bin ich allerdings in allen drein, nur kann ich nach Lust und Laune hin und her wechseln. Mal in die Tropen, mal in die trockene afrikanische Sonne und manchmal in den kalten österreichischen Winter. Jedes Fleckchen Erde hat seine schönen Seiten, aber natürlich auch seine Nachteile. Bali schätze ich wegen der inspirierenden Unternehmer, die mich dort umgeben, sowie die Einfachheit des Lebens. Kapstadt fasziniert mich aufgrund der wunderschönen Natur, die einem so viele Möglichkeiten für Aktivitäten gibt. In Österreich sind meine Wurzeln und ich genieße die verschiedenen Jahreszeiten und die Schönheit des Landes. Jedes Plätzchen liebe ich und fühle mich mittlerweile zu Hause dort. In Bali habe ich nun meine eigene Villa gebaut und nach fünf Jahren aus dem Koffer leben endlich eine Homebase gefunden.
Ist St. Pölten ein Kraftplatz, wegen deiner Familie?
Wenn ich nach Österreich komme, steht die Familie für mich im Vordergrund und gibt mir auf jeden Fall Kraft. Ich genieße die morgendlichen Gespräche in der Küche mit meinen Eltern und die vielen gemeinsamen Aktivitäten mit meinen Geschwistern. Auch unser Elternhaus liebe ich sehr, da es einfach ganz besonders ist. Wir haben einen wunderschönen Teich, ein Baumhaus und einen großen Garten. Hier kann man auf jeden Fall eine gute Auszeit nehmen. Es wäre aber nicht richtig zu sagen, dass ich nach Österreich kommen müsste, um mich vom Ausland zu erholen. Meistens sind die stressigsten Phasen im Jahr, wenn ich in Österreich bin, da ich hier die meisten Kunden, Termine und Events habe. Oft arbeite ich 14 Stunden, damit ich alles unterbringe in der kurzen Zeit, in welcher ich im Land bin.
Wir dürfen Fotos von dir Zuhause zeigen, welche sind denn deine Lieblingsplätze?
Im Frühling nach Österreich zu kommen ist etwas ganz Besonderes, da es ein großer Kontrast für mich jedes Mal ist. In Bali ist das Wetter das ganze Jahr über gleich, eventuell mal mehr oder weniger Regen. Im März und April in Österreich kann man noch skifahren gehen, aber gleichzeitig auch die Frühlingsblumen genießen und zusehen wie das ganze Land erwacht und erblüht. Ich liebe die Marillenblüte in der Wachau, welche ja nicht weit von meinem Heimatort entfernt ist. Auch die Frühlingsknotenblumenwiese, welche jedes Jahr ein paar hundert Meter von meinem Elternhaus erstrahlt, fasziniert mich immer wieder. Zu Hause ist auf jeden Fall das Baumhaus mein Lieblingsplatz. Hier kann man dem Feuer zusehen, den Vögeln lauschen und einfach die Ruhe der Natur genießen.
Für dein junges Alter hast du schon einiges erlebt, daran wächst man, wird schnell(er) erwachsen. Teilt man sein Wissen dann auch noch, wachsen andere Menschen mit einem mit - das ist wundervoll - aber sicher ist diese Verantwortung auch manchmal beängstigend ...
Das stimmt natürlich. Ich erlebe oft in drei Monaten so viel wie andere Menschen in einem Jahr. Die Vielfalt an Erfahrungen, die man aufgrund von Erlebnissen macht, die einem aus seiner eigenen Komfortzone bringen, überwältigen mich jedes Mal aufs neue. Manchmal kann ich die ganzen neuen Eindrücke gar nicht so schnell verarbeiten, wie sie passieren. In meinem Buch teile ich durch viele persönliche Geschichten die großen Learnings meines Lebens. Natürlich lehne ich mich mit meinen Ratschlägen auch irgendwo aus dem Fenster, wenn man jemanden etwas empfiehlt oder einen Ratschlag gibt, kann man natürlich auch auf Kritik stoßen.
Welches Gefühl gibt dir das, dass dir so viele Menschen folgen, sich mit dir vernetzen wollen und an deinem Leben teilhaben?
Es inspiriert und motiviert mich zu wissen, die Möglichkeit zu haben, mit meinem Content so viele Menschen positiv zu beeinflussen. Es treibt mich jeden Tag dazu an, die beste Version meiner selbst zu sein und das nach außen zu tragen. Aus diesem Grund ist mir mein aktuelles Buch „Mein Leben, meine Regeln“ auch so wichtig, da ich nun endlich das richtige Medium gefunden habe, um im Detail meine Lebenseinstellung und Life Learnings weiterzugeben in einem Kontext, der genügende Platz und Raum bietet wichtige Konzepte im Detail zu erklären. Konzepte welche den Umfang einer Insta Story oder einem Kurzvideo auf Social Media normalerweise sprengen würde.
Was ist das Beste für Dich an Social Media - und das Schlimmste?
Das Beste ist die Möglichkeit der kreativen Selbstgestaltung. Ich habe durch mein Social-Media-Following so viele Möglichkeiten Projekte, für die ich brenne umzusetzen, da ich sofort ein Publikum habe, welches mich mit Leidenschaft verfolgt. Ich bin ein wahnsinnig kreativer und begeisterter Mensch und sprudle regelrecht immer von neuen Ideen. So kann ich zum Beispiel die Idee von meinem eigenen Ernährungstagebuch genauso verwirklichen wie die aktuelle Balir-Reise, welche ich gerade für meine Follower plane. Das Schlimmste oder das, was mich am meisten belastet ist, wohl, dass man den ständigen Druck hat zu performen. Ich kann damit relativ gut umgehen, weil es mir soviel Spaß macht, aber natürlich ist es manchmal hart, weil es keine Pause, kein Aufhören und kein durch Schnaufen gibt. Jeden Tag aufs neue musst Du Deine Follower unterhalten und ihnen auf gewisse Art und Weise Wert bieten.
@carinaberry Creative egg flowers🌷 #eggs#easter#spring♬ Flowers - Miley Cyrus
Welche Regeln brichst du nie? (Gilt für alle Lebensbereiche)
Nie finde ich ein schwieriges Wort. Ich habe wohl schon jede Regel einmal gebrochen, auch von denen, die ich selbst erstellt habe. Manche habe ich aber nur einmal gebrochen, da die Konsequenz der Nichteinhaltung so gravierend war, dass ich für mich selbst bestimmt habe, dass es nicht wert ist, diese Regeln noch einmal zu brechen. Generell sind es Regeln, die sich um den Respekt vor anderen Personen handeln, die mir am meisten am Herzen liegen.
Früher hat man Influencer belächelt, seit Kylie Jenner ist klar, damit kann man zur Milliardärin werden. Du baust gerade ein Haus - wie gut lebt es sich mit deinem Job und welche Work-Life-Balance hast du?
Der Beruf eines Influencers wird leider von den meisten Leuten extrem unterschätzt. Um es zu schaffen, dass einem hunderttausende Menschen folgen muss man schon wirklich hochqualitativen Content bringen und sich jeden Tag ein Konzept überlegen und viel Leidenschaft und Herzblut hineinstecken. So baut man sich eine große Followerschaft auf. Man kann sich einen Influencer quasi wie eine kleine Werbeagentur vorstellen. Postings und Storys bieten Platz für Empfehlungen, die zu einem passen. Dieser Werbewert wird natürlich von Firmen auch dementsprechend geschätzt und entlohnt. Ich verdiene mittlerweile bestimmt um einiges besser, als wenn ich mir damals nach meinem abgeschlossenen Masterstudium einen Job gesucht hätte. Work-Life-Balance ist etwas schwer zu finden in meinem Beruf, da mein Leben buchstäblich mein Beruf ist. Ich habe mir deshalb selbst die 9-9 Regel gesetzt. Diese besagt, dass ich von 21.00 bis 09.00 Früh nicht am Handy sein möchte. So habe ich zumindest die Hälfte des Tages eine Pause, da gerade die letzten Stunden vorm Einschlafen und nach dem Aufstehen für mich wichtig sind, um mich auf mich selbst konzentrieren zu können.
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