Die geplanten Corona-Rückzahlungen in Niederösterreich bringen das Fass zum Überlaufen: Die Wissenschaft geht in die Offensive.
Österreich ist für Wissenschaft zurzeit kein guter Boden, auch wenn es Top-Wissenschafter wie Physiknobelpreisträger Anton Zeilinger gibt. Laut Studien marschieren Skepsis und Desinteresse Hand in Hand - in die falsche Richtung. Dynamisiert durch Aussagen des Kanzlers zu Klimapolitik und Expertenhörigkeit und die Selbstauflösung des Corona-Gremiums GECKO (Mitglieder begründeten dies auch mit der Politik).
Das Forscher-Fass zum Überlaufen brachte die neue niederösterreichische Koalition: Man wolle durch Corona-Maßnahmen verursachte Schäden in Millionenhöhe zurückzahlen. Ein Kniefall vor der FPÖ, wie etwa Politik-Analyst Thomas Hofer konstatiert. Mathematiker Erich Neuwirth: „Da gab es einen technisch ausgebildeten FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidaten, der allen Ernstes über Chemtrails sprach und sich so mit Verschwörungstheoretikern gemein machte.“
Physiker und Wissenschaftserklärer Florian Aigner ist „sehr enttäuscht über die Geringschätzung der Politik gegenüber der Wissenschaft.“ So sieht das auch Helga Kromp-Kolb, Klimaforscherin und „Krone“-Kolumnistin. „Aktuell hat man den Eindruck, dass sich Teile der Regierung von der Wissenschaft bedroht fühlen.“ Molekularbiologe Ulrich Elling ergänzt: „Der Umgang der ÖVP mit Experten ist unerträglich, undankbar und populistisch.“
Nobelpreisträger über Wissenschaftsskepsis
Die Wissenschaft hat bei Corona freilich auch Fehleinschätzungen getroffen. Kromp-Kolb pocht daher auf das Hören unterschiedlicher Meinungen. Man dürfe nicht nur den „eigenen Forschern“ vertrauen. Leider hätten sich Wissenschafter oft auch als Handlanger der Politik hergegeben.
Österreichs berühmtester Forscher Zeilinger definiert zwei Kategorien bei der Ursachenforschung. Einerseits gebe es zu wenig gute Wissenschaftsjournalisten. Andererseits werde der Grundstein für das brüchige Haus bereits in der Schule gelegt. Keine spannende Vermittlung von Naturwissenschaften, wie auch Neuwirth festhält. Zeilinger: „Hier könnte man die Voraussetzungen schaffen, dass die Menschen später im Leben Wissenschaft verstehen können.“
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