Mehr NÖ-Firmenkonkurse

Hohe Kosten, kein Personal: Der Pleitegeier kreist

Niederösterreich
22.03.2023 09:00

In Niederösterreich steigt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal um 15 Prozent. Die Branchen Bauwirtschaft und Handel sind am häufigsten betroffen. Worin Brigitte Dostal, Leiterin der Insolvenzabteilung für NÖ, Wien und Burgenland des KSV1870 die Ursachen für den Anstieg sieht und wie ihre düsterer Prognose lautet.

Eine Hochrechnung des Kreditschutzverbandes (KSV) von 1870 für das erste Quartal 2023 hält im Vergleich zum Vorjahr fest: Niederösterreich folgt bei Unternehmensinsolvenzen dem österreichweiten Trend. 255 Betriebe schlitterten in die Zahlungsunfähigkeit, was einem Anstieg von 15 Prozent entspricht. „Von einer Pleitewelle kann jedoch nach wie vor nicht gesprochen werden. Es ist aber aufgrund der aktuellen herausfordernden Wirtschaftslage mit einem konstanten Ansteigen der Insolvenzen im Laufe des Jahres zu rechnen“, erklärt Brigitte Dostal, Leiterin KSV 1870 Insolvenz Wien/NÖ/Burgenland.

Die Firmenpleiten in Niederösterreich steigen im ersten Quartal 2023 stark an. (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Die Firmenpleiten in Niederösterreich steigen im ersten Quartal 2023 stark an.

Hohe Preise, keine Mitarbeiter
Die Ursachen für die steigenden Insolvenzzahlen liegen ihrer Einschätzung nach vor allem darin, dass die Betriebe mit zahlreichen Herausforderungen in Form von massiven Kostenanstiegen, explodierenden Energie- und Rohstoffpreisen, der hohen Inflation sowie dem akuten Personalmangel konfrontiert sind. Wie im Vorjahr, zeige sich auch jetzt deutlich, dass die häufigsten Insolvenzen in der Bauwirtschaft auftreten, im ersten Quartal sind es 46 in Niederösterreich. Einen hohen Anstieg mit 34 Fällen weise aber auch der Bereich Handel und Reparatur von Kraftfahrzeugen auf. Auf Platz drei mit 18 Pleiten liegt die Gastronomie. „Diese drei Branchen machen rund 40 Prozent aller Insolvenzen im Land aus“, hebt Dostal hervor.

Niederösterreichs größte Insolvenzen im 1. Quartal 2023

  • Medienlogistik Pichler-ÖBZ GmbH & Co KG, Wiener Neudorf, mit Schulden in Höhe von 10,3 Millionen Euro, Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
  • WWLA Wärme- Wasser- und Lüftungsanlagen Gesellschaft m.b.H., Zwölfaxing, mit Passiva von 10 Millionen Euro, Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung
  • Peter Khu Sondermaschinenbau G.m.b.H., Hagenbrunn, mit zwei Millionen Euro Schulden, Konkurs

Weniger Verbindlichkeiten bei Pleiten
Trotz der drei Großinsolvenzen in Niederösterreich, die alleine eine Summe von mehr als 22 Millionen Euro an Passiva ausmachen, schrumpfen die vorläufigen Verbindlichkeiten um 41 Millionen auf 50 Millionen fast um die Hälfte zusammen. „Dieser Rückgang bestätigt den Trend der jüngeren Vergangenheit, dass Firmenpleiten zunehmend kleinteiliger werden“, heißt es dazu vom KSV 1870. 

Mehr Arbeitnehmer, mehr Gläubiger
Obwohl die Verbindlichkeiten sich fast halbierten, gibt es eine deutliche Steigerung bei den Gläubigern, die auf 1430 um ganze 56,2 Prozent anwuchsen. Im Vergleich zum Quartal 2022 sind heuer auch um 58 Mitarbeiter mehr betroffen, 670 Dienstnehmer entsprechen einem Anstieg von 9,5 Prozent.

Düstere Prognose: 1100 Pleiten erwartet
Eine Fortsetzung der schlechten Entwicklung bei den Firmenpleiten ist nach Einschätzung des KSV1870 wegen der zahlreichen Krisen und wirtschaftlichen Herausforderungen wahrscheinlich. „Derzeit ist zu erwarten, dass sich der konstante Anstieg der Insolvenzeröffnungen in Niederösterreich fortsetzen wird. Im Rahmen einer sukzessiven Erhöhung dieser Zahlen im niedrigen zweistelligen Prozentbereich bedeutet das für Niederösterreich rund 1.100 Firmenpleiten im Jahr 2023“, gibt Dostal abschließend eine düstere Prognose ab.

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