Wie der Oberösterreicher Willi Ruttensteiner vor 23 Jahren den rot-weiß-roten Fußball reformierte ÖFB verbesserte sich in 15 Jahren von Platz 100 auf zehn in der Weltrangliste
Unter dem legendären Präsidenten Beppo Mauhart startete der Wolferner Willi Ruttensteiner 1999 seine ÖFB-Karriere als Sportkoordinator und bekam den Auftrag, die Nachwuchsarbeit des Verbandes auf völlig neue Beine zu stellen. Mit an Bord: Vorarlbergs Landespräsident Karlheinz Kopf und der damalige Vorsitzende der Breitensportkommission, Leo Windtner. „Ich musste mich in ganz Europa umschauen und hatte sechs Monate Zeit für ein Konzept“, erinnert sich Ruttensteiner an den Anfang beim „österreichischen Weg“.
Einer seiner ersten Schritte nach Hospitanz in Kroatien, Schweiz, Belgien, Frankreich und Skandinavien: Er besuchte Austria-Mäzen Frank Stronach in Oberwaltersdorf. Ruttensteiner: „Wir waren damals Nummer 100 in der Weltrangliste, hatten außer Andi Herzog keinen Spieler in einer Topliga. Ich konnte Stronach von der Sinnhaftigkeit einer Akademie überzeugen, im Oktober ging das Nachwuchszentrum in Hollabrunn in Betrieb. Das war wie eine Revolution.“
Ich musste mich in ganz Europa umschauen und hatte sechs Monate Zeit für ein Konzept.
Ex-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner
ÖFB-Kammerl
Aber: „Wir wussten, dass es ein Jahrzehnt dauern würde, bis man die Früchte ernten kann, standen 2015 auf Platz zehn der Weltrangliste.“ Die damalige Infrastruktur der technischen Abteilung des ÖFB: Zwei Kammerl im Happelstadion. „Viele glaubten, die technische Abteilung hat mit Elektrizität zu tun“, lacht Ruttensteiner, der auch eine Datenbank für Talente aufbaute und sich dadurch den Namen „Laptop-Willi“ erworben hat.
Schon 2007 bei der U20-WM in Kanada spürte man die Auswirkungen des Modells mit Know-how aus Oberösterreich: Zukünftige Stars wie Junuzovic, Prödl, Hoffer oder Kavlak holten Platz vier bei diesem Turnier. Was damals für Entsetzen sorgte, ist heute unverzichtbar: Trainerteams mit Psychologen, Medizinern, Ernährungsberatern oder Athletik-Coaches. Die zwölf Akademien und die Ausbildungszentren in den Bundesländern begannen zu sprudeln und brachten Topspieler wie David Alaba oder Julian Baumgartlinger hervor.
Profilizenz überlaufen
Was damit Hand in Hand ging: Eine Reform der Trainerausbildung, Schul-Kooperationen, individuelles Training im Rahmen des Projekts 12 und das Forcieren des Frauenfußballs. „Dass heute in einem Land wie Österreich 21 Mann die Profilizenz machen, ist im Vergleich mit Deutschland viel zu viel. Dort absolvieren zehn den höchsten Trainerkurs“, so Ruttensteiner.
Der Oberösterreicher, der nach seinem Abschied als israelischer Teamchef für FIFA und UEFA werkt, rät: „Im Fußball darfst du nie einschlafen und musst immer evaluieren. Was immer mehr kommt, ist virtuelles Training der Spielintelligenz.“
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