Eine Hochrechnung des Kreditschutzverbandes 1870 zeigt: Die Firmenpleiten in Tirol sind deutlich höher als vor Corona. Ein Normalmaß erreichen indes die Privatinsolvenzen. Der Ausblick in die Zukunft ist nicht wirklich „rosig“.
Einmal mehr zeigt sich, dass durch die teils übertrieben hohen Förderungen für Betriebe seitens des Staates während der Pandemie einige Tiroler Firmen „künstlich“ am Leben gehalten wurden. Laut einer Hochrechnung des Kreditschutzverbandes 1870 (KSV) sind im ersten Quartal 91 Betriebe von einer Insolvenz betroffen. Das entspricht einem Plus von 7,2 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres.
Vergleicht man die Zahlen mit jenen aus dem Jahr 2019, ergibt sich ein sattes Plus von 25 Prozent. „Die ruhigen Zeiten während der Pandemie am Landesgericht Innsbruck sind vorbei“, resümiert Klaus Schaller, KSV-Regionalleiter West.
Trotz gestiegener Lebenserhaltungskosten, die besonders die wirtschaftlich schwächer aufgestellten Personen in Tirol treffen, zeigt sich derzeit kein signifikanter Anstieg bei den Privatinsolvenzen.
Klaus Schaller, KSV-Regionalleiter West
Größte Pleite des heurigen Jahres in Tirol
In 48 der 91 Fälle wurde mangels kostendeckendem Verfahren ein Insolvenzverfahren gar nicht erst eröffnet. Besonders bemerkenswert laut KSV: Waren im letzten Jahrzehnt in Tirol vor allem Klein- und Kleinstunternehmen von einer Pleite betroffen, wird im heurigen Jahr das bisher größte Insolvenzverfahren in Innsbruck abgewickelt. „Die Pharmazeutische Fabrik Montavit GmbH aus Absam mit ihren über 200 Mitarbeitern strebt im Rahmen eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung einen finanziellen Neustart an. Bereits heute ist klar, dass ein Sanierungsplan nur durch den Einstieg eines Investors finanzierbar sein wird“, meint Schaller.
Bei Privaten Lage etwas besser
Besser ist die Lage bei den Privaten. 171 Personen schlitterten laut Prognose von Jänner bis Ende März in eine Insolvenz. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr zwar ein Plus von 14,8 Prozent, im Vergleich mit 2019 ist das jedoch „nahezu eine Punktlandung“, rechnet der Regionalleiter vor. „Trotz gestiegener Lebenserhaltungskosten, die besonders die wirtschaftlich schwächer aufgestellten Personen in Tirol treffen, zeigt sich derzeit kein signifikanter Anstieg bei den Privatinsolvenzen“, lautet das Fazit von Klaus Schaller.
Der Anstieg der Lebenserhaltungskosten wird mit einer gewissen Verzögerung bei der Anzahl der Insolvenzen spürbar werden.
Klaus Schaller, KSV-Regionalleiter West
Düsterer Ausblick in die Zukunft
Und was bringt die Zukunft? „Aufgrund der derzeit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingen für Tiroler Unternehmen erwartet der KSV1870 für das Gesamtjahr einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorkrisenniveau.“ Selbiges gilt für die Privaten: „Der Anstieg der Lebenserhaltungskosten wird mit einer gewissen Verzögerung bei der Anzahl der Insolvenzen spürbar werden. Über den Jahresverlauf ist zu erwarten, dass das Insolvenzniveau von 2019 leicht überschritten wird.“ Einen Ansturm hoch verschuldeter Privater erwartet der Regionalleiter aber nicht.
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