Der Medikamentenengpass macht auch vor der Palliativmedizin nicht halt. Ärztinnen und Ärzte müssen derzeit immer mehr von der Standardtherapie abweichen, um unheilbar Kranke zu behandeln. Betroffen sind etwa Medikamente gegen starke Schmerzen und Atemnot, aber auch Spezialitäten, um Infekte zu behandeln.
Praktisch nicht verfügbar sind derzeit auch niedrigdosierte Opioidpflaster, die vor allem bei Kindern eingesetzt werden. Generell merken Palliativmedizinerinnen und -mediziner einen Opioid-Mangel. Diese seien für eine wirkungsvolle Therapie starker Schmerzen unverzichtbar, sagte die Leiterin der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin der MedUni Wien, Eva Katharina Masel. Zudem könnten sie andere häufig auftretende Symptome wie Atemnot lindern.
Mangelware sind auch immer wieder abschwellende Nasentropfen für Kinder, Inhalationslösungen und fiebersenkende Medikamente. „In den letzten Wochen kam es zu deutlichen und prekären Engpässen bei Antibiotika, insbesondere in Saftform für Kinder“, sagte Fachärztin Martina Kronberger-Vollnhofer. Sie und ihre Kolleginnen sowie Kollegen von der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) riefen die Verantwortlichen am Mittwoch dazu auf, die Versorgungssicherheit vor marktwirtschaftliche Interessen zu stellen. Im kommenden Herbst sei mit einem weiteren Engpass zu rechnen.
Österreichische Hersteller könnten Lücken schließen
Österreichische Hersteller könnten die Versorgungslücken schließen, hieß es weiter. In der Vergangenheit habe man aber „lieber auf Produzenten in Billigproduktionsländern gesetzt und die Preise wurden immer noch weiter gedrückt“, kritisierte OPG-Präsident Dietmar Weixler.
Österreich hat lieber auf Produzenten in Billigproduktionsländern gesetzt und die Preise wurden immer noch weiter gedrückt.
OPG-Präsident Dietmar Weixler
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen schloss sich dieser Kritik an. Die Pharmaindustrie würde in Forschung, Entwicklung, Produktion und Vertrieb schon längst nicht mehr das leisten, was Patientinnen und Patienten weltweit benötigen. Durch „falsche Anreizsysteme“ werde „nur mehr in extrem gewinnbringende neue Medikamente investiert“, kritisiert Marcus Bachmann, Pharma-Experte bei Ärzte ohne Grenzen.
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