Tödlich und resistent

Pilzerreger breitet sich „besorgniserregend“ aus

Ausland
23.03.2023 07:48

Ein rätselhafter, tödlicher Pilz beschäftigt momentan Forscher in den USA: Denn niemand weiß, woher der Hefepilz Candida auris genau herkommt, gegen zahlreiche Medikamente und Desinfektionsmittel zeigt sich der Erreger zudem resistent. Die Anzahl an Infektionen in manchen US-Bundesstaaten sei „besorgniserregend“, so Experten. Laut US-Gesundheitsbehörde stirbt fast die Hälfte der Patienten, die sich mit dem Pilz infizieren, innerhalb von 90 Tagen. 

Erst vor relativ kurzer Zeit wurde der Krankheitserreger entdeckt und bereitet seitdem Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt Kopfzerbrechen. Der Hefepilz Candida auris wurde erst 2009 entdeckt und trat seitdem seinen Eroberungsfeldzug auf dem Globus an. Aktuelle Daten aus den USA belegen teils viele Infektionen in einigen Bundesstaaten.

Jeder zweite Infizierte laut US-Behörde verstorben
„Das sind schon erhebliche Fallzahlen, dabei ist der Pilz noch nicht mal in allen Bundesstaaten verbreitet“, erklärte Oliver Kurzai von der Universität Würzburg, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen, laut n-tv.de. „Das ist besorgniserregend.“ Zu den häufigsten Symptomen gehören hohes Fieber und Schüttelfrost. Wie die „New York Times“ unter Berufung auf die US-Gesundheitsbehörde CDC berichtete, starb jeder zweite infizierte Patient innerhalb von rund drei Monaten - es sei aber schwer zu sagen, wie viele Todesfälle direkt dem Pilz zuzuordnen sind, weil diese Menschen zuvor schon mit mehreren anderen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatten.

Corona begünstigte Ausbreitung 
Die Corona-Pandemie hat die Ausbreitung des Pilzes offenbar begünstigt: Es habe viel mehr - vorrangig ältere - Patienten auf Intensivstationen gegeben, unter denen sich der Erreger leicht ausbreiten konnte. Zudem habe der vermehrte Gebrauch an Steroiden dem Pilz geholfen, weil diese das Immunsystem schwächen und Superinfektionen begünstigen, erklärte Tom Chiller, Chef der Abteilung für Pilzinfektionen am CDC.

Problematisch ist, dass sich der Erreger resistent gegenüber einigen Antimykotika (Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall) und vielen Desinfektionsmittel gezeigt hat. Gesunden Menschen bereitet der Pilz bei einer Infektion zwar keine Schwierigkeiten, gefährlich ist allerdings eine Ausbreitung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen - insbesondere für vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen.

Pilz kann Augen, Knochen und inneren Organe befallen
Er wird über Schmierinfektionen übertragen, eine Verbreitung über die Luft ist nicht möglich. „Candida auris ist ein weltweit verbreiteter pathogener Hefepilz, der eine invasive Kandidose im Blut, Herz, Zentralen Nervensystem, Augen, Knochen und inneren Organen verursachen kann“, warnte deshalb auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Die US-Gesundheitsbehörde stufte ihn bereits 2019 als „dringende Bedrohung“ ein - es gibt eine Meldepflicht in den Staaten. In den letzten Jahren hat sich die Verbreitung jedoch beschleunigt, wie die Behörde in einer Studie herausfand. Waren es 2016 (das Jahr, in dem der Pilz in den USA entdeckt wurde) noch 53 Fälle, waren es 2021 bereits 1471 Fälle - das entspricht eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr 2020, in dem noch 756 Fälle erfasst wurden.

Bei einem Ausbruch in einer Gesundheitseinrichtung kann sich der Erreger als äußerst hartnäckig herausstellen: 2015 und 2016 wurde die herzchirurgische Station eines Londoner Spitals befallen - bei neun Patienten gelangte der Pilz sogar in die Blutbahn. Es dauerte 16 Monate, bis die Station wieder keimfrei war. Auf einer Intensivstation der Uniklinik Oxford dauerte ein Ausbruch sogar 2,5 Jahre - 70 Menschen waren betroffen. 

Lebensgefährliche Infektionen bei Pilzen eher selten
Dass der Erreger so hartnäckig ist, verdankt er seiner Anspruchslosigkeit: Wie der Mikrobiologe Kurzai erklärt, kann der Pilz monatelang auf Oberflächen überleben. Dass der Pilz leicht zwischen Menschen übertragbar sei, sei „eine Ausnahme bei Pilzen, die lebensgefährliche Infektionen auslösen könnten“, erklärte Bernhard Hube vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena.

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