Schlafprobleme sind neben Kopf- und Rückenschmerzen die häufigsten Leiden der Österreicher. Tagesmüdigkeit, Leistungseinbußen und erhöhte Unfallgefahr sind die drastischen Folgen. Aber auch die Gesundheit von Herz-Kreislauf und Gehirn werden auf Dauer negativ beeinträchtig.
Besorgniserregend ist, dass nur jeder zweite Betroffene laut einer Studie professionelle Hilfe in Anspruch genommen hat", betont Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Stefan Seidel, Ärztlicher Direktor der Klinik Pirawarth (NÖ). Von chronischer Schlafstörung spricht man, wenn Ein- und/oder Durchschlafstörung bzw. frühmorgendliches Aufwachen mit Beeinträchtigung der Tagesbefindlichkeit an zumindest drei Tagen pro Woche und für zumindest drei Monate auftritt. Und natürlich muss dafür grundsätzlich die Schlafumgebung passen (richtige Matratze, kühler, dunkler Raum) und ausreichend Zeit (etwa 7 bis 8 Stunden) vorhanden sein.
Rechtzeitig abklären lassen!
Wer nicht gut schlummern kann, greift häufig zuerst zu rezeptfreien Substanzen wie Baldrian, Melisse, Hopfen oder Melatonin. “Idealerweise sollte aber frühzeitig der Hausarzt aufgesucht werden, um die Hintergründe abzuklären. Oft stecken auch bestimmte Medikamente, aktuelle körperliche und seelische Belastungen dahinter.„Chronifizierung verhindernDamit das Problem nicht chronisch wird, sollte mit einer rechtzeitigen Überweisung an ein Zentrum für Schlafmedizin vorgebeugt werden, da sowohl die Insomnie als auch andere Störungen wie Schlaf-Wach-Rhythmus-Störungen oder das “Restless Legs Syndrom" negative Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden haben und immer schwerer zu behandeln sind.
Im Schlaflabor selbst werden mithilfe entsprechender Messung der Körperfunktionen (EEG, EKG, Atmung, Muskelaktivität im Schlaf) und Video-Überwachung des Verhaltens im Schlaf Erkrankungen wie die Schlafapnoe ausgeschlossen oder bestätigt sowie die Schlafdauer und -tiefe objektiv dargestellt.
Hohe Arbeitsbelastung, Freizeitstress, auch abends noch online sein, Rücken- und Nackenschmerzen - jeder Dritte schläft noch schlechter als vor der Pandemie. Bei Überlastung wird vermehrt Cortisol gebildet. Wenn der Körper zu viel dieses Hormons vor dem Schlafengehen ausschüttet, hält uns das länger wach. Ein wohltemperiertes Bad, warmes Getränk (wie Tee oder Milch mit Honig) und Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen helfen, das Cortisol zu senken sowie den Organismus herunterzufahren.
Gründe für Schlafstörungen im Alter
Etwa 40% der Senioren leiden an Ein- und/oder Durchschlafstörungen. „Im Alter treten weniger Tiefschlaf- sowie kürzere und seltenere REM-Schlafphasen auf. Es kommt zu häufigerem Erwachen während der Nacht, einer kürzeren Gesamtschlafzeit und teilweise zu Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus“, erklärt Prim. Dr. Christa Rados, Leiterin der Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, LKH Villach (K). Es gibt im Alter zahlreiche Symptome wie Atemnot, nächtlicher Harndrang, psychomotorische Unruhe, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen, welche die Nachtruhe von Senioren negativ beeinflussen.
Schlechtes Schlummern Hinweis auf Demenz?
„Schlafstörungen können auch ein Hinweis auf psychiatrische Erkrankungen sein, wobei ältere Menschen oft Hemmungen haben, psychische Probleme gegenüber dem Arzt anzusprechen“, erklärt Prim. Dr. Rados.Neuere Daten weisen darauf hin, dass beeinträchtigter Schlaf bereits im Vorfeld einer Demenzerkrankung auftreten kann und unter Umständen als Frühwarnzeichen zu werten ist. Deshalb sollten Schlafstörungen auch im Alter immer genau abgeklärt werden.
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