Totengräber erweisen Verstorbenen die letzte Ehre. Das hat eine lange Tradition. Nun ist ihr Wissen und ihre Praxis zum immateriellen Kulturerbe Österreichs auserkoren worden.
„Das Begräbnis eines geliebten Menschen soll nicht einer Entsorgungstätigkeit gleichkommen, sondern eine würdevolle Verabschiedung sein“, sagt Markus Pinter vom Bundesverband der Bestatter. Es ist eine über viele Generationen gewachsene Tradition, die nun sogar von der UNESCO-Kommission gewürdigt wird. Ein Fachbeirat entschied darüber, dass das Element „Wissen und Praxis der Bestatter“ zum immateriellen Kulturerbe Österreichs zählt. Am Donnerstag wurde die Urkunde feierlich am Zentralfriedhof überreicht.
„Als Bestatter hat man nicht oft die Gelegenheit zu strahlen, aber heute habe ich gemeinsam mit den über 500 Bestattern in Österreich allen Grund dafür“, so Pinter. Und weiter: „Regional erwuchsen unterschiedliche Riten, denen in ihrer Basis bis heute gefolgt wird. Gerade in Wien, das schon immer ein Schmelztiegel für Kulturen war“, so Pinter.
Bei Trauerfeiern gibt es keine Tabus
Verändert hätten sich im Laufe der Zeit aber die Arten der Beisetzungen. Bestatter gehen dabei auf Entwicklungen ein und beraten über aktuelle Trends. So gibt es heute zum Beispiel das elektronische Gedenkportal oder Naturbestattungen. Auch werden Paten auf WhatsApp verschickt. Geschmacklos? „Nein“, sagt Dompfarrer Toni Faber, der ebenfalls vor Ort war, „die Wünsche der Verstorbenen bzw. Angehörigen sind sehr vielfältig, erst gestern habe ich eine Predigt bei einer Seelenmesse gehalten, wo Pop-Musik gespielt wurde. Dagegen ist nichts einzuwenden, jeder Mensch ist individuell und sollte somit auch eine entsprechende letzte Feier haben“, meint Faber.
Auch die wienerische Tradition einer “schönen Leich" spiele eine wesentliche Rolle. Dass man sich nach der Beerdigung zusammensetzt und Geschichten über den Verstorben austauscht. Damit der Tod nicht nur Trauer mit sich bringt.
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