„Soziale Praktiken“

Bestattungswesen ist jetzt UNESCO-Kulturerbe

Nachrichten
23.03.2023 16:16

Die UNESCO hat Österreichs Bestattungswesen zum immateriellen Kulturerbe erklärt. In dieser Liste finden sich unter anderem bereits die Zuckerbäcker und Lipizzanerzüchter. „Es kommt nicht oft vor, dass man einen Bestatter im beruflichen Kontext so strahlen sieht“, sagte Markus Pinter vom Bundesverband der Bestatter.

Österreichweit gibt es 528 Bestatterinnen und Bestatter, die hauptsächlich als kleine Familienbetriebe organisiert sind. Diese hätten „eine große Bandbreite an Wissen, das von lokalen sozialen Praktiken und Symbolen, bis hin zu individuellen Gestaltungsmöglichkeiten reicht, um die Hinterbliebenen bestmöglich in der Zeit der Trauer zu begleiten“, heißt es dazu auf der UNESCO-Webseite. Die Kommission nahm das Wissen und die Praxis der heimischen Bestatterinnen und Bestatter kürzlich in das Verzeichnis der immateriellen Kulturgüter auf.

Beispiele sind etwa das Bedecken des Sarges mit einem weißen Tuch, das Aufstellen von Räucherwerk und Kohle sowie das Ausbleiben von Glockenläuten bei buddhistischen Begräbnissen. Die Bräuche und Riten seien regional sehr unterschiedlich, sagte Markus Pinter vom Bundesverband der Bestatter. Das Wissen darüber sei nötig, um den Hinterbliebenen die angemessene Empathie entgegenbringen zu können. Die Bestatterinnen und Bestatter würden sich nicht als „geschäftstüchtige Sargverkäufer“ verstehen, sondern als Beratende und Hilfestellende, die möglichst auf persönliche Wünsche bei der Beisetzung eingehen.

Am Wiener Zentralfriedhof präsentierten die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe eine „Weltneuheit“: ein „lebender“ Sarg aus Pilzen. (Bild: APA/LOOP BIOTECH)
Am Wiener Zentralfriedhof präsentierten die Bestattung Wien und die Wiener Friedhöfe eine „Weltneuheit“: ein „lebender“ Sarg aus Pilzen.

Letzter Weg wird vielfältiger
Dazu hielt Pinter fest, dass die letzten Wege immer vielfältiger würden. Beispiele sind elektronische Gedenkportale, Whatsapp-Parten und Formen der Naturbestattung. Gleichzeitig hätten sich die eigentlichen Riten im Laufe der Jahrhunderte aber kaum verändert. „Es kommt nicht oft vor, dass man einen Bestatter im beruflichen Kontext so strahlen sieht“, sagte Pinter zur Aufname in das nationale UNESCO-Verzeichnis.

Die Bestatterinnen und Bestatter sind nun Mitglied einer illustren Runde an ausgezeichneten Wissensträgerinnen und Wissensträgern - von den Zuckerbäckern über die Lipizzanerzüchter bis zu den alpinen Berg- und Skiführern.

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