Das MVP-Rennen bei den Damen war schlussendlich eindeutig. Keine andere Spielerin der ACSL dominiert beide Enden des Platzes so wie Sophia Keller. Trotzdem musste sie im Finale wieder als Verliererin vom Platz.
Die Zauberformel hinter dem Sensationssieg der JKU Astros in ihrer ersten Saison heißt „Box-And-One Defense“ - eine Verteidigungsart beim Basketball bei der vier Spielerinnen eine Zonenverteidigung spielen, während sich die fünfte Person am Feld vollkommen auf den Star des gegnerischen Teams konzentriert. Dadurch gelang Coach Of The Year Stephan Schanung und seinen JKU Astros etwas, was schon lange niemandem mehr gelungen ist. Sophia Keller weitgehend ruhig zu stellen - wenn auch nur für ein Viertel.
Doch Keller adaptierte sich an die erhöhte Aufmerksamkeit, fand immer mehr Wege, die Defense des Gegners zu durchbrechen und hielt damit ihre TU Robots fast im Alleingang im Spiel. Sie zeigte damit in Kombination mit ihrer Defense allen 1800 Fans in der ausverkauften Wiener Stadthalle B einmal mehr, dass in ihr „unstoppable force“ und „immovable object“ in einer Person vereint sind. Für den Sieg hat es trotz aller Bemühungen der frisch gekürten Spielerin des Jahres nicht gereicht. Zu stark sind die Linzerinnen als Team aufgetreten. Damit muss Keller nach der zweiten Finalniederlage in Folge weiter auf die Erfüllung ihres großen Traums warten.
Die Stimmen zum ACSL-Damen-Finale:
Zu Größerem bestimmt?
Diesen Traum verfolgt die 21-Jährige, die bereits im Alter von drei Jahren mit dem Basketball begonnen hat, schon seit vielen Jahren. Mit 15, also in einer Zeit, in der die Liga noch in den Kinderschuhen gesteckt ist, war sie schon bei ihrem ersten ACSL-Spiel dabei.
Damals noch, um ihren Bruder anzufeuern, der bei den MedUni Serpents gespielt hat. Bis sie selbst zu einem der Gesichter der Liga aufsteigt, sollten aber noch ein paar Jahre vergehen. In der Zwischenzeit entwickelte sich Keller zu einer der größten Jugendhoffnungen im österreichischen Damenbasketball.
Als dreimalige Staatsmeisterin und Kapitänin des U-16 Nationalteams wurden sogar mehrere Scouts auf sie aufmerksam und ein Basketball-Stipendium an einem US-College stand im Raum. Für sie war dieser Lebensweg aber nie das große Ziel: „Ich möchte nicht meine Stimmung und mein ganzes Leben davon abhängig machen, wie viele Punkte ich in Basketballspielen mache.“ Mittlerweile kann sie gut damit umgehen. Von allen Wegbegleitern und Teamkolleginnen wird Keller ausnahmslos als Frohnatur bezeichnet. Eine kurze Begegnung mit ihr reicht, um diesen Eindruck zu bestätigen - auch wenn diese Begegnung kurz nach einer der bittersten Niederlagen ihrer Karriere stattfindet.
Titelfenster noch weit offen
Mit dem MVP-Titel in der Tasche bleibt Keller genug Zeit, sich für die Finalniederlage zu revanchieren und eine Championship an die Technische Universität zu holen. Mindestens drei Jahre rechnet die Umweltingenieurwesen-Studentin noch, für die ACSL spielberechtigt zu bleiben. Die Verantwortung, dass es in diesen drei Jahren für das große Ziel reicht, liegt zu einem nicht unerheblichen Teil auf ihren Schultern. Vor allem, wenn es darum geht, neue Mitspielerinnen ins Team zu integrieren: „Das coole an der ACSL ist, dass die Karten jedes Jahr neu gemischt werden“, probiert Keller den Verlust einiger altgedienter Robots positiv zu sehen. Aber, „keine von uns darf sich jetzt zu viel darauf einbilden, schon länger dabei zu sein. Wer motiviert ist, ist Teil vom Team.“
Doch egal wie genau dieses Team in der nächsten Saison aussehen wird, eines lässt sich mit absoluter Sicherheit sagen: Mit Sophia Keller in MVP-Form, zählen die Robots wieder zu den ganz großen Favoritinnen auf den Titel.
Tobi Illmer
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