Wegen Tunesien-Krise
Meloni: 900.000 könnten Richtung Europa aufbrechen
Die italienische Premierministerin Giorgia Meloni sieht angesichts der zunehmend ungewisse wirtschaftlichen und politischen Situation in Tunesien die Gefahr, dass die Fluchtbewegung über das Mittelmeer deutlich zunehmen könnte. Bis zu 900.000 Menschen könnten von dem nordafrikanischen Land aus in Richtung Europa abfahren, sollte sich die Lage nicht absehbar stabilisieren, mahnte Meloni beim EU-Gipfel in Brüssel.
Tunesien ist hoch verschuldet und muss sich dringend mehr Geld leihen, um den diesjährigen Haushalt auszugleichen. Schon seit 2021 verhandelt Tunesien mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Rettungsdarlehen in Höhe von zwei Milliarden Euro. Doch Präsident Kais Saied wird nach Äußerungen gegen Migranten aus Subsahara-Afrika Rassismus vorgeworfen. Die Weltbank, Tunesiens zweiter großer Kreditgeber, setzte kürzlich die Vergabe neuer Darlehen an den nordafrikanischen Staat aus.
Wieder 190 Personen aus Seenot gerettet
Das von der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ (MSF) betriebene Rettungsschiff „Geo Barents“ rettete indes 190 Personen an Bord eines seeuntauglichen Bootes. An Bord befanden sich mehrere unbegleitete Minderjährige. An der Rettungsaktion beteiligte sich auch das NGO-Schiff „Louise Michel“, berichtete MSF am Freitag.
258 Migranten trafen am Freitag in der sizilianischen Hafenstadt Messina an Bord des Schiffes „Corsi“ der italienischen Küstenwache ein. Die Migranten sind Teil einer Gruppe aus insgesamt 750 Migranten, die am Donnerstag bei zwei Rettungseinsätzen vor der Küste Kalabriens und Siziliens in Sicherheit gebracht wurde. Inzwischen hält die Migrationswelle auf Lampedusa an. 167 Menschen erreichten am Freitag die Insel zwischen Sizilien und Tunesien. Sie befanden sich an Bord von vier Booten, die von der Küstenwache aufgefangen wurden.
Flucht dominiert Italiens Innenpolitik
In Italien wird bereits seit mehreren Wochen über die Ankunft Tausender Migranten diskutiert, die sich in zumeist seeuntauglichen Booten von Afrika aus über das Mittelmeer auf den Weg nach Italien machen. Das Land hat seit Anfang Jänner nach offiziellen Zahlen bereits mehr als 20.000 Bootsmigranten registriert - in den beiden Vorjahren waren es zu diesem Zeitpunkt jeweils etwa 6000.
Immer wieder kommt es bei den Versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen, zu verheerenden Bootsunglücken. Ende Februar etwa ereignete sich vor der Küste Kalabriens ein Schiffsunglück mit mindestens 90 Toten. Italiens Rechtsregierung um Meloni sowie die Küstenwache sind seitdem massiver Kritik ausgesetzt - der Vorwurf lautet, dass nicht alles Mögliche zur Rettung getan worden sei.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.