„Falsch vorgestellt“

Nawalny muss zum zwölften Mal in Isolationshaft

Auf diesem von der russischen Strafvollzugsbehörde zur Verfügung gestellten Bild ist der Oppositionsführer Alexej Nawalny auf einer Videoleinwand zu sehen, die im Moskauer Stadtgericht aufgestellt wurde.

(Bild: AP)

Putin-Gegner Alexej Nawalny, der seine Haftstrafe in der Kolonie IK-6 in der russischen Region Wladimir in Melechowo absitzt, ist erneut in Isolationshaft verlegt worden. Wie im Twitter-Account des Oppositionellen steht, ist diesmal der Grund, dass er sich „nicht richtig vorgestellt“ habe.

„Oh, mein luxuriöser und elitärer fast zweimonatiger Aufenthalt in der ‚guten‘ Zelle (Kaffee und zwei Bücher) wurde unbarmherzig abgebrochen - jetzt haben sie mich wieder an das Ende des Korridors geschickt, also in die ‚schlechte‘ Zelle (Wasserkocher und ein Buch)“, schrieb Nawalny in dem Online-Netzwerk.

„Leitung hat ‚Oscar‘ nicht ertragen“
„Es ist offensichtlich, dass die Leitung den ‚Oscar‘ nicht ertragen und beschlossen hat, dass zwei Bücher und ein Oscar in der Zelle zu viel des Guten seien. Logisch. Aber das schafft natürlich nicht die Frage aus der Welt, wieso die Einen einen ‚Oscar‘ bekommen, während ich in Isolationshaft sitze“, so Nawalny.

„Oscar“ für Dokumentarfilm „Nawalny“
Der Dokumentarfilm „Nawalny“ des kanadischen Regisseurs Daniel Roher war Mitte März mit einem „Oscar“ geehrt worden. Der Streifen beleuchtet den politischen Aufstieg des Querdenkers, seine Vergiftung im Jahr 2020 und die Verhaftung nach seiner Rückkehr nach Russland im Jänner 2021. Auf Twitter bemerkte Nawalny dazu, dass er sich zwar „furchtbar freue“, aber doch festhalten wolle, dass „nicht er den ‚Oscar‘ gewonnen“ habe.

Schikane im Gefängnis
Bislang ist vorgesehen, dass der Regimekritiker 15 Tage in Isolationshaft zubringen muss. Nawalny muss damit seit August bereits zum zwölften Mal in die Einzelhaftzelle ziehen. Die Gründe für seine Verlegung waren stets mehr als fadenscheinig.

Etwa habe sich der Politiker zu früh gewaschen, die Jacke nicht angezogen oder nicht ordnungsgemäß einen Knopf an seinem Gewand geschlossen. Das letzte Mal war der Kritiker Ende Jänner in Isolationshaft gebracht worden - auch, weil er sich nicht ordnungsgemäß vorgestellt hatte. Zu der Zeit musste er etwa im Zeitraum von sechs Monaten 60 Prozent seiner Zeit in strengster Haft leben.