Gewaltig in der Musik, opulent in der Besetzung und mit einer Spieldauer von fünfeinhalb Stunden mit zwei Pausen: Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ ist ab 8. April im Musiktheater Linz zu sehen. Markus Poschner, Chefdirigent des Bruckner Orchesters Linz, berichtet im „Krone“-Talk, was diese Oper von den Musikern und Darstellern verlangt.
Ursprünglich ein Gemenge aus Volkstümlichkeit, Erotik, Humor, Nationalstolz, wird man sehen, wohin sich die Neuinszenierung biegt. Sie wird in Bildern im Heute verankert, aber Wagner-Fans werden musikalisch auf ihre Rechnung kommen, versichert Regisseur Paul-Georg Dittrich.
Markus Poschner probt indes mit dem Bruckner Orchester diesen Opern-Koloss, der ein fulminantes Ereignis zu werden verspricht. „’Meistersinger’ ist ein Erlebnis, ich bin sehr glücklich mit dem Verlauf“, sagt der Dirigent zur „Krone“.
„Krone“: Wie weit ist man bei den Proben?
Markus Poschner: Am Anfang probten alle – das Orchester, die Sänger, die Gewerke – alleine. Jetzt setzen wir gerade alles zusammen. Es sind mehr als 200 Personen am Start.
Wie kommunizieren Sie?
Zurzeit noch über Mikrofon, manche sind ja 100 Meter weit weg, es gibt ein Riesenbühnenbild. In den letzten Proben hoffe ich, dass ich immer weniger sprechen muss – dann läuft das. Mein Dirigat wird auf 20 Monitore in jeden Winkel der Bühne übertragen. Der Organisationsaufwand ist schon enorm. „Meistersinger“ ist eine der größten Opern, die es gibt.
Die Spieldauer liegt bei fünfeinhalb Stunden.
Ja, viereinhalb Stunden nur Musik.
Das heißt: Viereinhalb Stunden Dirigat. Wie halten Sie das durch?
Man spart sich das Fitnessstudio. (lacht) Aber ich mache den ganzen Tag nichts anderes - es ist mein Leben. Sicher ist: Wenn „Meistersinger“ am Programm steht, muss ich mir den Tag gut einteilen. Ich gehe auf jeden Fall gut Mittagessen und halte Besprechungen oder andere Proben hint an.
Wie sympathisch ist Ihnen Wagner, der ja ein Nationalist und Frauenverächter gewesen sein muss?
Als Privatperson finde ich ihn wahnsinnig unsympathisch, den Komponisten verehre ich auf Knien.
Wo liegt die Aktualität der „Meistersinger“?
Es ist eine bürgerliche Oper, die nach dem Zusammenhalt der Gesellschaft fragt. Darin steckt auch ein demokratisches Plädoyer. Das ist aktuell und brisant.
Die schwierigste Szene für Sie als Dirigent?
Die „Prügelfuge“, die ist komponierte Anarchie - es ist eins der schwierigsten Musikstücke, die es überhaupt gibt. Der Alptraum eines jeden Dirigenten und Sänger.
Träumen Sie dann von solchen Sachen?
Ja, immer. Es ist immer schwer, die Sachen aus dem Kopf zu bringen. Man ist immer damit beschäftigt, das ist nicht nur bei mir so, sondern es geht allen so - es ist sehr ganzheitlich.
Danke für das Gespräch! Neugierige können ja schon eine öffentliche Probe am 29. März besuchen.
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