Eine Zwölfjährige hat in Wien - mithilfe ihres „Avatars“ in der Schulklasse - aus ihrer leidvollen Krankengeschichte eine Erfolgsgeschichte gemacht.
Johanna ist eine Zwölfjährige wie viele andere: Sie liebt ihren Hund über alles, in ihrem Zimmer gibt es viel Rosa und sie rollt manchmal mit den Augen, wenn ihre Mama etwas sagt. Und Johanna ist ein Roboter - auf den Standpunkt kommt es an: Während sie daheim per Computer dem Unterricht folgt, ist sie für ihre Klasse der „Avatar“ in der ersten Reihe.
Volles Programm, von Aufzeigen bis Tuscheln
Der putzige Roboterkopf sitzt in der Schule neben Johannas bester Freundin und kann alles, was die auch kann: sich bewegen, alles hören und sehen, mitreden, aufzeigen - und mit seinen Leuchtaugen staunen, lachen oder sich ärgern. Sogar das Tuscheln funktioniert: „Dann drück’ ich einfach den Flüster-Knopf“, verrät das quirlige Mädchen.
Lauter Einser statt Horror-Szenario
Mit den anderen Kindern die Schulbank zu drücken, wäre für Johanna zu gefährlich: Sie leidet unter dem Ehlers-Danlos-Syndrom - einer seltenen unheilbaren Krankheit des Bindegewebes, bei der selbst kleinste Verletzungen verheerende Folgen und monatelange Spitalsaufenthalte nach sich ziehen können. Genau dieses Horror-Szenario war in der Vergangenheit auch Realität. Die Gesundheit stand ebenso wie die Bildungskarriere des blitzgescheiten Mädchens am Abgrund - bis ihre Mutter das Avatar-Programm entdeckte. Inzwischen schreiben die „zwei Johannas“ nur Einser.
Beim Avatar geht es nicht um „aufgemascherlten Heimunterricht“: Durch das Gerät können Kinder dem Unterricht auf so vielfältige und selbstbestimmte Art folgen, wie man das eben nur im Klassenverband kann. Außerdem geht es darum, tun zu können, was Kinder tun - inklusive Pause im Schulhof: „Da nehmen mich die anderen mit“, wundert sich Johanna ein wenig über die Frage. Einmal, so gesteht sie außerdem, war sie heuer zum Mathe-Lehrer wohl ein bisschen zu vorlaut - woraufhin der den Avatar kurz vor die Klasse stellte. Wie bei allen anderen auch.
„Das ist für mich wie ein Geschenk“
Über die Zeit vor dem Avatar redet Johanna nicht so gern. Neben Rettung, Spital und Therapien gab es da auch Kinder, die sagten, man dürfe sie nicht berühren, weil man dann auch krank wird. „Ich bin ihnen nachgelaufen und habe sie angegriffen, damit sie merken, dass das Blödsinn ist.“ Heute will jeder in der Klasse neben ihr sitzen. „Das ist für mich wie ein Geschenk“, sagt sie. Johanna ist ein tapferes, schwer krankes Kind. Und Johanna ist inzwischen ein fröhliches Kind mit großartigen Chancen für ihr Leben. Auf den Standpunkt kommt es an.
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