Die Wien Energie fuhr im Vorjahr satte Gewinne ein. Zugleich benötigte das Unternehmen Milliardenhilfe von der Stadt, um weiter Börsengeschäfte zu treiben. Wie passt das zusammen? Die Rathaus-Opposition tobt und fordert Rücktritte der „roten Manager“. Der Energieversorger verteidigt sich.
Die Wiener stöhnen unter hohen Strom- und Gaspreisen, und jetzt das. Wie das „Profil“ aufgedeckt hat, erzielte die Wien Energie im Krisenjahr 2022 satte Quartalsgewinne. Rund 115 Millionen Euro (Vorsteuerergebnis) im ersten Halbjahr. Bis Ende des dritten Quartals stieg das Ergebnis laut Bericht sogar auf 226 Millionen Euro an. Das war weit mehr als der Planwert und deutlich mehr als im Gesamtjahr 2021 (Vorsteuergewinn: 147 Millionen Euro).
Vielleicht war das schöne Ergebnis mit ein Grund, warum das Unternehmen Anfang Dezember eine üppige Weihnachtsfeier um Hunderttausende Euro schmiss - wir berichteten. Zugleich gab sich der Energieversorger hilfsbedürftig.
1,4 Milliarden per Notkompetenz des Stadtchefs
Per Notkompetenz eiste Bürgermeister Michael Ludwig 1,4 Milliarden Euro los, damit die Wien Energie weiter an den Börsen Geschäfte machen konnte. Ob der Stadtchef richtig gehandelt hat, ist derzeit Gegenstand einer Untersuchungskommission.
Wofür brauchte die Firma Finanzhilfe? Als Kreditrahmen. Die Wien Energie kauft auf internationalen Energiebörsen Gas ein und verkauft dort ihren selbst produzierten Strom. Zur Absicherung dieser Termingeschäfte (Mengen werden zu vorab verabredeten Preisen gehandelt) müssen die Handelspartner Sicherheiten hinterlegen. Dazu dienten die 1,4 Milliarden.
Damit ist bewiesen, dass die roten Manager den Stromkunden horrende Preise verrechnen, um mit diesem Geld hochriskante Spekulationsgeschäfte zu betreiben.
Maximillian Krauss, FPÖ-Klubobmann
Trotz heftiger Kursausschläge an den Börsen ging alles gut. Das Geld wurde zurückgezahlt. Der schale Nachgeschmack bleibt. ÖVP und FPÖ fordern nun Rücktritte: „Rote Manager sackeln Stromkunden aus, aber betreiben hochriskante Spekulationsgeschäfte zur Gewinnmaximierung“, so der blaue Klubobmann Maximilian Krauss.
Der türkise Klubchef Markus Wölbitsch wettert: „Obwohl es klare Warnsignale gab, hat die SPÖ an diesen Spekulationsgeschäften mit nach oben hin offenem Risiko festgehalten.“
Das sagt die Wien Energie
Die Wien Energie kontert den Vorwürfen: „Zwischen Ergebnis und Liquidität besteht kein unmittelbarer Zusammenhang. Die Interpretationen sind so nicht zulässig. Diese zitierten und internen Quartalsberichte der MA 5 stellen auch kein Gesamtbild dar. Etwa weisen sie keine Zahlen für die für das Kundengeschäft zuständige Vertriebstochter Wien Energie Vertriebs GmbH & Co KG aus“, erklärt eine Unternehmenssprecherin.
Einzelne Zahlen seien aus dem Kontext gerissen und verkürzt dargestellt. Und: „Wir kommentieren diese internen und vertraulichen Berichte u.a. genau aus diesen Gründen nicht weiter. Wir werden selbstverständlich die Jahresbilanz 2022 entsprechend veröffentlichen.“
Darüber hinaus betont die Wien Energie, ihren Kunden gute Angebote zu machen. Sei sei im Sommer/Herbst der günstigste Anbieter in ganz Wien gewesen. „Wir sind ein stabiles, wirtschaftlich gesundes Unternehmen.“
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