Bayern-Boss Oliver Kahn hat anlässlich der offiziellen Vorstellung des neuen Cheftrainers Thomas Tuchel noch einmal die Trennung von Vorgänger Julian Nagelsmann begründet. „Es ist die Pflicht und unsere Aufgabe, für den sportlichen Erfolg zu sorgen“, sagte der 53-Jährige am Samstag. Der Trainerwechsel mitten in der entscheidenden Saisonphase sei „keine Panikreaktion“, erklärte der Vorstandsvorsitzende von Bayern München: „Das hat mit Panik überhaupt nichts zu tun.“
Die Entscheidung, Nagelsmann am Freitag freizustellen, sei „wohlüberlegt“ gewesen und keine Entscheidung aus der Emotion heraus. „Ich weiß, es ist keine populäre Entscheidung“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Die Führung sah sich wegen der ständigen Leistungsschwankungen zum Handeln veranlasst, weil „die Leistungskurve ständig nach unten“ gehe.
Die Konstellation zwischen Trainer und Mannschaft habe nicht mehr gepasst. „Wir haben einen der besten Kader in Europa. Und trotzdem ist die Leistungskontinuität der Mannschaft nicht wirklich besser geworden. Wir können in der Rückrunde mit den Resultaten und den häufig gezeigten Leistungen nicht zufrieden sein“, sagte Kahn. „Die letzten Tage waren für uns alle schwierig. Es gab auch die eine oder andere Nacht, in der ich nicht wirklich gut geschlafen habe.“ Der 35-jährige Nagelsmann sei trotzdem weiterhin „ein exzellenter, ein sehr guter Trainer“, wie Kahn betonte.
Genauso wie Tuchel, der zuletzt Chelsea trainierte und die jetzt Nachfolge antreten wird. Der 49-Jährige gewann 2021 mit den Londonern die Champions League, er unterzeichnete einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 beim deutschen Rekordmeister. „Es ist eine Ehre und Auszeichnung, vom FC Bayern angefragt zu werden“, sagte Tuchel. „Die DNA des Clubs ist ganz klar definiert. Es geht ums Gewinnen, es geht auch um die Art des Gewinnens. Der Kader ist dementsprechend zusammengestellt. Es ist einer der talentiertesten und der besten Kader in Europa. Man kann mit diesem Kader um jeden Titel spielen.“
Kahn hob hervor, dass Tuchel wie etwa in seiner Zeit bei Paris Saint-Germain mit vielen Topstars wie Neymar oder Kylian Mbappé gearbeitet habe, was sicherlich nicht einfach gewesen sei. „Wir brauchen jetzt so einen Topmann. Er hat große Erfahrungen gesammelt im Ausland“, sagte Salihamidzic. Die Verhandlungen der Bayern-Führung mit Tuchel begannen am vergangenen Dienstag. Der Zeitpunkt der Bayern-Anfrage sei für Tuchel aber überraschend gewesen, der Deutsche habe eher damit gerechnet, seine Trainer-Karriere im Ausland fortzusetzen.
Sein Premieren-Spiel als Bayern-Trainer bestreitet Tuchel am kommenden Samstag im Topspiel gegen seinen Ex-Klub und Spitzenreiter der deutschen Bundesliga Borussia Dortmund. „Es ist ein Riesenspiel, das ansteht, in der Konstellation nun noch größer für uns. Es ist das Spiel im deutschen Fußball, es hat eine neue Brisanz bekommen durch unseren Rückstand und den Lauf des BVB“, sagte der Bayern-Coach.
Es gelte, in den kommenden Wochen alles dafür zu tun, um möglichst „alle drei Titel“ in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal zu gewinnen. Erstes Ziel sei es für ihn aber, einen Draht zu den Spielern zu finden. Ihm sei bewusst, dass stets nicht alle Spieler „happy“ seien mit einem Trainerwechsel. „Am schnellsten fasst man Vertrauen auf dem Trainingsplatz“, sagte Tuchel. Er äußerte sich auch zur Trennung von Nagelsmann. „Eine Trainerstelle wird immer nur frei, wenn sie freigemacht wurde“, sagte er zur Logik des Fußballgeschäfts: „Ich kann nachfühlen, dass es sich für Julian sehr bescheiden anfühlt.“
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