Vor dem Palmsonntag

Flauschige Aspirin-Tabletten auf dem Palmbuschen

Kärnten
26.03.2023 15:00

Tiere, Heilkundige und die Volksmedizin wussten es immer schon, Forscher bestätigten es: Die Salweide wirkt! Und nicht nur am Palmsonntag.

Heute ist der fünfte Fastensonntag, nächste Woche brauchen wir Palmbuschen - doch die müssen erst gebunden werden. Das geschieht traditionell am sogenannten Schmerzensfreitag, heuer also am 31. März. Vor Sonnenaufgang sollen die Salweiden geschnitten werden.

„Man ging immer schon davon aus, dass Pflanzen und Heilkräuter die stärkste Wirkung entfalten, wenn sie nicht bei Sonnenlicht geerntet werden“, erklärt Roland Bäck vom Kärnten.Museum, das seit Jahren mit dem Katholischen Familienwerk zum Palmbuschenbinden einlädt.

Oft aber werden die Äste der Salweide schon Wochen vorher geschnitten und gekühlt gelagert, damit nicht alle zarten Palmkätzchen gelb aufblühen.

Überall ein bisschen anders
Bei den Palmbuschen hat jedes Tal seine Machart, aber grob unterscheiden kann man die kurzen Buschen auf langen Haselstecken in Oberkärnten und die bis zu fünf Meter langen Weidenrutenbündel in Unterkärnten. Mancherorts kommen Buchs, Wacholder, Äpfel, Brezen und bunte Krepppapierschleifen dazu.

Diese Buschen ersetzen in den Alpenländern die Palmblätter, mit denen einst dem auf einem Esel in Jerusalem einreitenden Jesus zugewunken worden sein dürfte - am Palmsonntag eben.

Enorme Segenskraft soll in den „Kätzchen“ stecken
Den Palmkätzchen werden aber auch Zauberkräfte nachgesagt: Trägt man die gesegneten Buschen dreimal rund um das Haus, soll es vor Unheil wie Blitz und Feuer geschützt sein. Die Zweige schützen an Stalltür und Weidezaun vor Krankheiten unter Tieren und sorgen - in den Acker gesteckt, vielleicht auch als aus gesegneten Zweigen geschnitztes Palmkreuz - für gute Ernte.

In jedem Herrgottswinkel sind übers Jahr Palmzweige zu finden. Bei Gewittern wird ein Zweig ins Herdfeuer geworfen, um ein Unwetter abzuwenden. Wer ein „Kätzchen“ schluckt, soll damit Halsschmerzen bekämpfen, ins Ohr gesteckt soll es dort Schmerz lindern.

Der Wirkstoff
Der Glaube an derartige Prophylaxe kommt nicht von ungefähr: Die Salweide enthält ja Substanzen, die der Acetylsalicylsäure sehr ähnlich sind, und ist somit quasi ein flauschiges Aspirin, was Tiere durchaus zu schätzen und zu nutzen wissen. Heiler setzten die Weidenrinde bereits in der Antike gegen Fieber und Schmerzen ein.

1828 wurde einer der Inhaltsstoffe - das Salicin - aus der Rinde isoliert. Später stellten Chemiker daraus die Salicylsäure her. 1897 wurde daraus schließlich der Arzneistoff Acetylsalicylsäure entwickelt - eines der bekanntesten Schmerzmittel, der auch das berühmte Aspirin ausmacht.

Gemeinsam Palmbuschen binden
Wer in Gemeinschaft und mit Hilfe seinen Palmbuschen binden möchte, ist am Schmerzensfreitag, 31. März (7 bis 9 Uhr), im Kärnten.Museum in Klagenfurt richtig, wo Diakon Peter Granig fachkundige Anleitungen gibt.

Lavanttaler Palmbuschen mit kunstvoll geflochtenen Griffen werden am 1. April (10 bis 16 Uhr) im Freilichtmuseum in Maria Saal gebunden.

Anmeldungen für diese Termine: 050 536 30547.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt