All die Sorgen und Probleme dieser Welt schieben die Quetschn-Popper von Folkshilfe auf ihrem neuen Album „Vire“ beiseite, um optimistisch und mit viel Lebensfreude in die Zukunft zu schauen. Warum das so wichtig ist und wieso sich die Band von nichts unterkriegen lässt, erzählt uns Frontmann Florian Ritt im großen „Krone“-Gespräch.
„Mit F“, „Bahö“ und „Sing“ - im konstanten Zwei-Jahres-Rhythmus veröffentlichten Folkshilfe vor der Pandemie ihre Alben und eroberten damit nicht nur die heimischen Charts und Konzerthallen, sondern auch einen Amadeus Award, dem ab 2020 noch vier Nominierungen folgen sollten. Die Oberösterreicher haben sich mit ihrem Quetschn-Pop im Geiste von Hubert von Goisern, Attwenger und den Ausseer Hardbradlern vor mehr als zehn Jahren eine Nische erspielt, die sie noch immer alleine besetzen, auch wenn ihnen der Lockdown selbst einiges abverlangte. Plötzlich konnte man keine exaltierten Live-Shows spielen, die Kreativität musste erst wieder mühsam gesucht werden und auch das Miteinander wurde in der Extremsituation neu evaluiert. Für Frontmann Florian Ritt, Paul Slaviczek und Gabriel Fröhlich stellte sich mitunter nicht nur die Frage, wie man miteinander arbeitet, sondern auch, wohin man künftig gehen möchte.
Vielfache Bedeutung
Der durch Social-Media-Kanäle geförderte Rückgang der Diskussionskultur und das stolze Vorhertragen starrer Meinungen abseits von Einsicht und Lernbereitschaft war dem Trio Motivation genug, sich auf ein Album der Gemeinschaft und des Zusammenhalts zu besinnen. „Wir haben selbst schon die eine oder andere Krise hinter uns, arbeiten aber wundervoll zusammen“, so Frontmann Ritt im „Krone“-Interview, „nach dem Überstehen der Pandemie sind wir angekommen und blicken nach vorne. Wie wir miteinander umgehen, Ideen austauschen und uns beim Kreativprozess verhalten, das ist einfach nur schön.“ Der Albumtitel „Vire“ kann nicht umsonst mehrfach gedeutet werden. Einerseits ist es das vierte Studiowerk, andererseits will man als Band mit gutem Beispiel voran und nach vorne gehen. Lieder schreiben, die gut klingen und eingängig sind, aber auch eine Aussage haben und inhaltlich mit gutem Beispiel vorangehen.
„Das wird ein immer größeres Ziel von uns. Wir können sehr gut von der Band leben und sind während der Pandemie sogar größer geworden. Das ist alles andere als selbstverständlich und wir sind sehr dankbar dafür. Wir nehmen das gerne an und arbeiten von dort weg weiter.“ Inhaltlich changieren Folkshilfe auf „Vire“ zwischen Zwischenmenschlichkeit, Tagespolitischem und Dankbarkeit. Letzteres etwa in „Schena Mensch“, einer berührenden Parabel an all jene, die diese Welt auch in schwierigen Zuständen von innen zum Leuchten bringen. „Mama“ dankt allen Müttern, die nicht nur in der Erziehung, sondern weit darüber hinaus für ein gewisses Gleichgewicht sorgen. „Wana“ hingegen ist eine in Töne gegossene Brandrede gegen all jene, die Raubbau an diesem schönen Planeten betreiben und ihn sukzessive zerstören.
Freundschaft über alles
„Najo eh“ ist eine humorig-ernsthafte Verballhornung von österreichisch-spezifischen Verhaltensweisen, die die Fußball-WM in Katar, Laptop-lose Finanzminister und das leidlich misslungene „Kaufhaus Österreich“ ins Visier nehmen, wofür man den steirischen Tausendsassa Paul Pizzera ins Boot holte. „Bei uns hat es sofort geklickt. Paul kam ins Studio und alles ging wie von selbst.“ Von der Freundschaft untereinander zeugt der Song „Wanderer“, der sich auf das gemeinsame Beschreiten eines Weges trotz diverser Unterschiedlichkeiten besinnt. „Wir alle sind ganz verschiedene Charaktere und das ist gut so. Aber wenn es um die Band geht, dann ziehen wir an einem Strang und sind eine Einheit.“
Diese Einheit zieht sich bei Folkshilfe weiter bis hin zu den Fans. Besonders prägend in Erinnerung blieb Ritt ein Live-Moment der Single „Kummama“. Noch bevor der Song das Licht der Öffentlichkeit erblickte und überhaupt fertig geschrieben war, wurde der Refrain vergangenen Herbst bei einem kleineren Konzert getestet. Das Ergebnis? Alle Anwesenden sangen sofort lautstark mit. „Das war ein bewegender Moment. Bei einem Folkshilfe-Konzert wird immer gesungen, aber dass das schon so schnell funktioniert hat, war sensationell.“ Mehr denn je haben sich Ritt und Co. auf ihre musikalischen Stärken bezogen und darauf geachtet, direkt aus ihren Herzen zu schreiben. So sind Menschlichkeit, Zusammenhalt, Freundschaft und Gemeinschaft die wichtigsten Schlagwörter, die die neuen Songs direkt beschreiben. Auch die Zugangsweise war neu. Die Band sperrte sich im November 2022 einen ganzen Monat lang im Studio ein und nahm die einzelnen Songs mit unterschiedlichen Produzenten auf.
Unentwegt optimistisch
„Wenn man das Leben in Tageszeiten einteilt, dann ist für mich gerade Mittag“, so Ritt, „es ist bei uns schon sehr viel passiert und wir können auf einiges zurückblicken, haben aber auch noch ungemein viel vor uns.“ „Vire“ wagt in Teilen einen romantisch-nostalgischen Blick zurück, propagiert aber auch das Leben im Jetzt und die Freude auf das, was noch alles kommt. Das abschließende „So laung“ setzt die wahren Schönheiten des Lebens ins Zentrum: den verdienten Müßiggang, das Zusammensein mit geliebten Menschen und das Recht aufs Loslassen von der optimierten Leistungsgesellschaft. Mit „Vire“ haben sich Folkshilfe in ihrem Rahmen noch einmal neu erfunden und beweisen, dass Teamwork und offene Kommunikation auch in Zeiten einer Ego-Gesellschaft wunderbar miteinander harmonieren können. Allen globalen Widrigkeiten zum Trotz schaut man unentwegt optimistisch in die Zukunft.
Auf Tour in Österreich
Mit „Vire“ sind Folkshilfe in diesem Jahr auch noch mehrmals groß auf Tour und live unterwegs. Im Zuge der „Hau di her“-Tour spielt man etwa am 20. April im Salzburger Rockhouse (bereits restlos ausverkauft), am 21. April im Dornbirner Conrad Sohm, am 22. April im Innsbrucker Treibhaus, am 31. Mai in der Kapfenberger Stadthalle, am 3. Juni Open-Air in der Wiener Arena, am 10. Juni auf den Kasematten in Graz oder am 1. Juli ein Open-Air im Linzer Posthof. Unter www.folkshilfe.at gibt es alle genauen Tour-Termine und Infos, wie man zu den Konzertkarten kommt.
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