Für Irene Konrad aus Stinatz ist Ostern das schönste Fest im ganzen Jahr. Sie besitzt über eintausend gekratzte Ostereier - und im Garten und Wohnzimmer Bäume, die Eier tragen.
Man kann ihn definitiv nicht verfehlen, den riesigen Magnolienbaum im Vorgarten des pastellrosa Hauses am Hauptplatz in Stinatz. Für einen Blickfang sorgen nicht nur seine prächtigen Blüten, sondern auch die vielen Ostereier, die in allen Größen und Farben von seinen Ästen baumeln. „Für mich ist Ostern das schönste Fest im Jahr, weil es das Fest der Auferstehung ist und Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod macht. Deshalb putze ich Haus und Garten schon ab dem zweiten Fastenwochenende österlich heraus“, sagt Irene Konrad voller Stolz.
Entlang der Hausmauer hat die 79-jährige Pensionistin, die einst Marmeladenköchin bei „Staud“ war, zwölf Osterhasenfiguren postiert, die schon vermuten lassen, dass in der Stube noch mehr süße Überraschungen warten. Und tatsächlich! In welches Eck man auch blickt, überall stehen Vasen mit Ostersträußen, Nester mit bunten Eiern, Deko-Gänse und Mehlspeisschachteln mit Osterlämmern, -hennen und -hasen. Über 70 Stück hat Konrad für ihre drei Kinder, drei Enkel, zwei Urenkel und zahlreiche Verwandte selbst gebacken und liebevoll verziert.
„Das Beste aber wartet hier drin“, sagt die Witwe und öffnet die Tür zu ihrem Wohnzimmer. Neben dem Sofa thront ein opulenter Ostereierbaum, der bis zum Plafond reicht. Die Äste des Zierbaums, die von einem Zwetschkenbaum stammen, hat Konrad zu einer üppigen Krone gebunden. „Viele Eier, die hier hängen, wurden von Frauen gekratzt, die bereits unter der Erde sind. Um ihre Arbeit zu ehren, hänge ich jedes Jahr die schönsten Exemplare auf“, strahlt sie und erzählt stolz von ihren über 1000 handgefertigten Exemplaren, die sie seit 1978 sammelt.
„Jeder, der will, darf sie anschauen kommen, aber verkaufen tue ich keines“, stellt sie fest und betrachtet voller Liebe die Eier, auf denen Engel, Jesus, Josef und Maria sowie die Stinatzer Kränzlerpaare abgebildet sind - so nennt man die jungen Burschen und Mädchen, die bei Hochzeiten den Festzug anführen.
Aber auch gekratzte Rapid- und Austria-Eier gibt es zu entdecken. Gefertigt wurden letztere von Erika Stipsits, die diese erst heuer für die Wiener Profi-Fußballmannschaften gekratzt hat. „Auch für unsere Footballmannschaft Ozelot hat sie welche gemacht. Besonders gut gefallen mir aber die Unikate unseres Kantors Franz Grandits, der vor 20 Jahren gestorben ist. Er war übrigens der einzige Mann, der in Stinatz Eier gekratzt und darauf meist Heiligenbilder verewigt hat.“
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