Ein Sensationsfund eines griechischen Hobbywissenschaftlers sorgte im Jahr 2020 für Aufsehen - er wollte mittels Fotos einen äußerst seltenen Koboldhai im Mittelmeer nachgewiesen haben. Doch jetzt mehren sich die Zweifel an der Meldung - bei dem seltenen Tier könnte es sich schlicht um ein Plastikspielzeug gehandelt haben.
Der mutmaßliche Kadaver des Tiers hatte eine lang gezogene Schnauze, eine auffällige Kopfform und nagelartige Zähne - was wiederum auf die seltenen Nasenhaie rückschließen lässt, die ihren Lebensraum in der Tiefsee haben.
Fotos sollten Existenz beweisen
Obwohl die Tiere bereits immer wieder gesichtet wurden, war bislang noch keines im Mittelmeer vermutet worden. Papadakis legte seinen Fund also auf einen Stein, machte Fotos und übermittelte diese an eine Forschungsgruppe. Diese sahen darin gleich auf mehreren Ebenen einen Durchbruch - und so fand die Entdeckung auch in einer wissenschaftlichen Studie Erwähnung.
Der Fund galt nämlich als erfolgreiches Beispiel für die immer bedeutender werdende „Bürgerwissenschaft“ (Citizen Science), die Forschende bei ihrer Arbeit ehrenamtlich unterstützen.
Massive Zweifel an Echtheit
Doch die internationale Fachwelt teilte die Euphorie so gar nicht: Schon kurz nach der Veröffentlichung zweifelten zahlreiche Experten an der Echtheit des Fundes. Auch, dass das Bild eines Laien als Beweis für den sensationellen Fund gesehen werde, sorgte für Widerstand in der Wissenschaft. Schließlich habe es keinerlei Untersuchung des Tieres gegeben.
Nun scheint sich der brisante Verdacht der Kritiker zu erhärten. Ein Twitter-Nutzer entdeckte nämlich im März auf einer Online-Plattform das Produktfoto eines Spielzeug-Hais aus der Sammelreihe „Sharks & Co“ der Firma DeAgostini - dieser weist dabei eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Fund auf. Neben den seltsam geformten Flossen hat das Produkt etwa auch die gleiche Anzahl an Kiemen.
Fund nur ein Embryo?
Grund genug jedenfalls, dass die Forschungsgruppe nun zurückrudert und zunächst die Beschreibung des Hais abänderte - so korrigierten sie etwa die geschätzte Länge des Hais von etwa 70 auf nur noch 17 Zentimeter; es dürfte sich um einen Embryo handeln, hieß es dann weiter. Doch auch daran wurden Zweifel laut: „Ein Koboldhai-Embryo dieser Größe ist nicht lebensfähig“, erklärte etwa der deutsche Hai-Forscher Jürgen Pollerspöck gegenüber „watson.ch“.
Das wurde den Autoren dann wohl zu viel: Sie sahen sich gezwungen, die Studie gänzlich zurückzuziehen - der Artikel ist damit online nicht mehr verfügbar.
Entdeckung wäre „Riesenüberraschung“
Doch auch wenn sich die Entdeckung als Fälschung herausgestellt haben dürfte, gänzlich unwahrscheinlich wäre die Existenz von Koboldhaien im Mittelmeer aber nicht. So könnte es sein, dass sich eine kleine Population in den tiefsten Regionen bisher vor den Menschen verbergen konnte. Aufgrund der intensiven Fischerei im Mittelmeer wäre ein solcher Fund aber „eine Riesenüberraschung“, so Pollerspöck.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.