Benko-Turbulenzen

Alfred Gusenbauer: Der Diener zweier Herren

Wirtschaft
28.03.2023 18:55

Altkanzler Alfred Gusenbauer nimmt sowohl in René Benkos Signa-Firmengeflecht als auch bei Hans Peter Haselsteiners Strabag wesentliche Funktionen wahr.

Es gab Zeiten, da hat sich Alfred Gusenbauer gut und gerne über René Benko geäußert. Im Juli 2022 etwa, als er dem ORF-Wirtschaftsmagazin „Eco“ erklärte, dass die vielen Investoren des Immobilienjongleurs „immer gut verdient“ hätten. Oder ein Jahr davor, als er im Wirtschaftsmagazin „trend“ offenbarte, dass Immobilienentwicklung „ja keine Raketenwissenschaft“ sei.

Im turbulenten Jahr 2023 hingegen sind noch keine öffentlichkeitswirksamen Aussagen des Altkanzlers über Freund Benko überliefert: Das mag am Kaufhausdebakel rund um Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) liegen, bei dem Gläubiger am 27. März eine Milliarde Euro abschreiben mussten, könnte jedoch auch der allgemein angespannten Lage im Immobilienbereich geschuldet sein, die namhafte Banken und deren Aufsicht zuletzt in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt haben soll.

Interessante Doppelrolle
Interessant erscheint jedenfalls Gusenbauers Rolle im Zusammenspiel mit Signa-Gründer Benko auf der einen und Strabag-Mastermind Hans Peter Haselsteiner auf der anderen Seite. Denn der 63-jährige ehemalige Kurzzeitkanzler hat derzeit einen durchaus ambitionierten Spagat zu vollführen:

  • Für René Benko sitzt Gusenbauer im Beirat der Signa und präsidiert die Aufsichtsräte der Signa Prime Selection AG und der Signa Development AG; darüber hinaus ist er selbst über seine Beteiligungsfirma mit 0,15 Prozent an der Signa Development und mit zwei Prozent an einem Unternehmen namens Signa KidINVEST beteiligt.
  • Für Hans Peter Haselsteiner wiederum sitzt Gusenbauer nicht nur im Vorstand zweier Privatstiftungen, er steht seit 2010 auch an der Spitze des Aufsichtsrates der Strabag, die unter den 20 größten Baukonzernen der Welt firmiert. Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung ist mittlerweile zu 15 Prozent an der Signa Holding beteiligt, die im Signa-Kosmos über allen anderen Unternehmungen steht.

Aus rechtlicher Sicht ist diese Konstellation legitim. Aus ethisch-moralischer Perspektive stellt sich freilich die Frage, auf welche Seite sich Gusenbauer schlägt: auf jene von René Benko, der nach der zweiten GKK-Insolvenz binnen weniger als drei Jahren in Deutschland mittlerweile als „umstrittener Investor“ bezeichnet wird; oder auf jene von Hans Peter Haselsteiner, der - um Gusenbauer zu zitieren - „gut verdienen“ möchte und somit eine vernünftige Rendite für sein millionenschweres Investment in der Signa-Gruppe erwartet.

Gute Geschäfte
Offenkundig ist, dass Alfred Gusenbauer gut im Geschäft ist: Laut krone.at-Recherchen genehmigte sich der Aufsichtsrat der Signa Development Selection AG im zuletzt veröffentlichten Geschäftsjahr 2020 eine Vergütung in Höhe von insgesamt „bis zu 500.500 Euro“. In der Prime Selection AG wurden „insgesamt bis zu 837.500“ Euro freigegeben. Bemerkenswert ist auch der Bilanzgewinn der Gusenbauer Projektentwicklung- und Beteiligung GmbH: Dieser beläuft sich im Geschäftsjahr 2021 auf 19,7 Millionen Euro, nach 17,7Millionen im Jahr davor.

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