Seit dem Februar 2022 hielt Stefan Pierer bereits mehr als 20 Prozent an der Leoni AG - nun wird der KTM-Chef den in arge finanzielle Bedrängnis geratenen Spezialisten für Draht, Kabel und Bordnetz-Systeme aus Deutschland wohl ganz übernehmen. Pierer legte ein Sanierungskonzept vor. Gelingt der Deal, würde sich sein Imperium sogar mehr als verdoppeln.
Es ist die letzte verbliebene Sanierungslösung - so beschreibt der Vorstand der Leoni AG das Angebot von Stefan Pierer und seiner Pierer Industrie AG, die den ins Wanken geratenen Autozulieferer in Nürnberg übernehmen will.
Laut „Handelsblatt“ war vor einiger Zeit der Verkauf des Autokabelgeschäfts an die thailändische Stark Corp gescheitert, wodurch das ursprüngliche Sanierungskonzept zunichte gemacht wurde. Der Schuldenberg von Leoni wird auf rund 1,7 Milliarden Euro beziffert.
Und nun soll Pierer den Spezialisten für Kabelbäume, Draht und Bordnetzsysteme übernehmen. 150 Millionen Euro an Kapital will der KTM-Chef bereitstellen, dazu Finanzforderungen gegen das Unternehmen in Höhe von 708 Millionen Euro übernehmen. Ein Investment von mehr als 850 Millionen Euro, mit denen Pierer sein Firmenimperium mit einem Schlag mehr als verdoppeln würde.
Stefan Pierer wuchs auf einem Bauernhof in der Steiermark auf. „Da wurde gearbeitet, wann es nötig war - das hat mich sehr geprägt“, sagt der 66-Jährige, der in Wels lebt. Nach dem Studium an der Montan-Uni in Leoben begann er 1982 im Vertrieb bei der Firma Hoval in Marchtrenk. 1987 gründete er eine Beteiligungsfirma, 1992 kaufte er Teile der insolventen KTM Motor-Fahrzeugbau. „Wir haben damals mit 160 Mitarbeitern 6000 Motorräder produziert“, so der Unternehmer. Heute ist die Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, Husqvarna und GasGas der größte Motorradhersteller Europas, stellt aber auch Fahrräder her.
Denn: Leoni erzielt einen Jahresumsatz von rund 5,5 Milliarden Euro, beschäftigt mehr als 100.000 Mitarbeiter und hat weltweit mehr als 80 Standorte. Zum Vergleich: Die Pierer Industrie AG, zu der die Pierer Mobility AG mit KTM, Husqvarna und GasGas und das steirische Unternehmen Pankl Racing Systems gehören, beschäftigt mehr als 10.000 Mitarbeiter und erzielt mehr als drei Milliarden Euro Umsatz.
Leoni passt perfekt in seine Automotive-Gruppe
Pankl sowie den deutschen Spezialisten für Pumpen und Motorteile namens SHW formierte Pierer schon 2018 zu einer Automotive-Gruppe - da würde Leoni, wo der Unternehmer im Vorjahr seine Anteile auf mehr als 20% aufgestockt hatte, nun perfekt passen.
Für den Mega-Deal fehlt aber noch das Okay der bürgenden Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bayern und des Bundes. Sonst scheint aber an alles gedacht: Weil im Sanierungsplan das Grundkapital auf null gesetzt wird und somit die Aktionäre leer ausgehen, wird das deutsche Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungs-Gesetz angewendet.
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