Tankstellen-Aus

„Die Mineralölmultis schlucken uns noch alle“

Burgenland
30.03.2023 11:00

Während die Energiekrise Öl- und Gaskonzernen Milliardengewinne beschert, müssen Familienbetriebe zusperren - so auch die Sommers von der Sun-Tankstelle in Donnerskirchen.

Kein Scherz, sondern „bittere Wahrheit“: Die Sun-Tankstelle in Donnerskirchen, eine der letzten Bedienungstankstellen des Burgenlandes, stellt mit 1. April nach 68 Jahren ihren Betrieb ein. „Unsere Großeltern haben das Familienunternehmen gegründet. Wir haben es in dritter Generation mit Herzblut und der Mithilfe unserer pensionierten Eltern weitergeführt. Aber die unerfüllbaren Auflagen der Behörden, die Teuerung und hohen Spritpreise, die E-Mobilität und verstärkte Nutzung der Bahn machen diesen Schritt leider notwendig. Mit Shell, OMV oder AVIA können wir einfach nicht mithalten. Die schlucken uns alle!“, sagen Walter (45) und Roman (39) Sommer.

Ab Montag kommender Woche übernimmt hier das aserbaidschanische Erdöl- und Erdgasunternehmen SOCAR. (Bild: Petra Klikovits)
Ab Montag kommender Woche übernimmt hier das aserbaidschanische Erdöl- und Erdgasunternehmen SOCAR.

Die Zeit des Bedient-Werdens ist vorbei
Die Brüder haben entschieden, die Tankstelle an SOCAR, die staatliche Energiegesellschaft der Republik Aserbaidschan, zu verpachten. Der Öl- und Gasriese aus Baku hält über 80 Tankstellen in Österreich und will auch im Burgenland expandieren. So wie andernorts wird auch in Donnerskirchen eine Automatentankstelle errichtet. Stammkunden der Familie Sommer stinkt das, denn bisher konnten sie im Auto sitzen bleiben, während die Chefs das Tanken, Scheibenwaschen und Überprüfen des Reifendrucks für sie übernahmen.

Nun müssen sie sich selbst die Hände schmutzig machen. Doch nicht nur das ist ein Problem. „Etliche ältere Herrschaften haben mir erzählt, dass sie noch nie im Leben selbstständig getankt haben. Deshalb gebe ich ihnen nun Nachhlife und schule sie ein“, sagt Chef Walter Sommer.

Den Stammkunden tut es vor allem um ihr Beisl leid. (Bild: Petra Klikovits)
Den Stammkunden tut es vor allem um ihr Beisl leid.

Informatik statt Diesel und Benzin
Er wird künftig im Blumengeschäft seiner Frau, das an die Tankstelle grenzt, mitarbeiten. Was sein Bruder Roman, ein Bachelor der Geschichte, machen wird, steht noch in den Sternen. „Vielleicht studiere ich Informatik. Denn diese Branche ist tot“, meint der vermutlich best-ausgebildete Tankwart Österreichs. Auch die Waschstraße und das kleine Tankstellen-Beisl werden aufgelassen.

„Das ist schade, weil nun auch ein sozialer Treffpunkt wegfällt. Aber Jammern nützt eh nix. Das Leben ist Veränderung. Das war immer schon so und wird auch so bleiben“, resümiert Stammkunde Karl Eder, der in Zukunft bei seiner PV-Anlage auftanken will: „Vielleicht dürfen wir ja unser Bier im Blumengeschäft trinken. Dafür helfen wir auch gerne beim Kränzeflechten." 

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