Noch arbeitsfähig?

Mit Sauerstoff und Rollator vor dem Sozialgericht

Niederösterreich
30.03.2023 06:10

„Sie amputierten ihm sein letztes Bein und jetzt kniet er sich wieder mächtig rein“ - Können Sie sich noch an die Textzeile des Songs der Band Geier Sturzflug erinnern? Glaubt man den Erzählungen einer Betroffenen von Szenen „echter Massenabfertigung“ am Arbeitsgericht Wiener Neustadt, klingt diese zynische Zeile gar nicht mehr so übertrieben. Wie deren Klage gegen die Pensionsversicherungsanstalt wurden dort auch andere Härtefälle abgewiesen.

Der erbitterte Kampf um befristetes Reha-Geld einer 42-jährigen Frau aus Wiener Neustadt ist um ein Kapitel reicher: Beim Sozialgericht wurde ihre Klage gegen die Pensionsversicherungsanstalt (PV) abgewiesen. Und das, obwohl Ärzte ihr bestätigen, dass sie ihrer Arbeit zurzeit nicht nachgehen kann, die „Krone“ berichtete. Um wieder gesund zu werden, benötigt sie aber Therapien und die kann sie sich aber so keinesfalls leisten.

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Die Richter dort müssen viele Fälle bearbeiten. Verhandlungen im Viertelstundentakt sind da keine Seltenheit.

Ein Experte der Arbeiterkammer

„Bei Gericht ist es zugegangen, wie beim Arzt im Wartezimmer. Und alle Klagen gegen die PV wurden abgewiesen, sogar die eines alten Mannes mit Rollator und Beatmungsgerät! Eine junge Frau kam weinend mit Krücken aus dem Gerichtssaal. Auch die gilt als arbeitsfähig. Das ist doch Wahnsinn“, schildert die Wiener Neustädterin.

„Ein Massenverfahren“, betont ein Arbeiterkammer-Experte. Ein gewisses Verhandlungstempo sei wichtig, aber die Verfahren würden zu schnell von zu wenigen Richtern abgehandelt werden müssen. Oft liege es aber an mangelhafter Kommunikation. Etwa bei einem Bandscheibenvorfall: „Wenn ich als Berufskraftfahrer dadurch ein Taubheitsgefühl im Fuß habe und der Arzt das nicht mit hineinschreibt, kann das ein Problem sein.“

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