Zinsen noch zu gering?

Grundprobleme der Inflation halten sich hartnäckig

Wirtschaft
30.03.2023 09:55

Die Europäische Zentralbank hat zuletzt mit deutlichen Erhöhungen des Leitzinses versucht, die rasant angestiegene Inflation wieder in den Griff zu bekommen - dennoch ist die Teuerung weiterhin recht hoch. Eine wesentliche Rolle spielen dabei Grundprobleme, die nicht direkt in die Inflation eingerechnet werden - diese seien viel hartnäckiger, so EZB Direktorin Isabel Schnabel.

Der anhaltend starke Preisschub treibt die Währungshüter weiterhin um. Dabei hat die Volkswirtin Schnabel die sogenannte Kernrate im Blick, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, wie sie am Mittwoch auf einer Konferenz der National Association for Business Economics (NABE) in Washington sagte.

„Und natürlich verursacht das auch einige Kopfschmerzen für Notenbanker“, merkte sie an. Schnabel ist Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) und für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik zuständig.

Sorgenfalten bei Währungshütern
Die Gesamtinflation im Euroraum ist zwar zuletzt weiter gesunken auf 8,5 Prozent im Februar von 8,6 Prozent im Jänner - in Österreich lag der Wert sogar bei rund 11 Prozent. Doch die Kernrate stieg von 5,3 Prozent im Jänner auf 5,6 Prozent im Februar an. Das bereitet vielen Währungshütern Sorgen. Denn das könnte darauf hindeuten, dass die Phase der hohen Teuerungsraten in der 20-Länder-Gemeinschaft noch länger andauern könnte als bisher gedacht.

Teure Energie wirkt auf vielen Ebenen
Einer der Gründe für die anhaltend hohe Kerninflation hängt Schnabel zufolge mit den Energiepreisen zusammen. So beeinflusse teurere Energie die gesamte Wirtschaft und dies gehe dann auch in die Kerninflation ein, erläuterte sie. Laut Schnabel hat der heftige Energiepreisanstieg im vergangenen Jahr sehr schnell in die gesamte Wirtschaft hineingewirkt. So schnell werde sich dieser Effekt aber voraussichtlich nicht wieder herauslösen. „Dies ist einer der Faktoren, der erklärt, warum die Kerninflation beharrlicher ist“, führte sie aus.

Die EZB strebt zwei Prozent Inflation als Optimalwert für die Wirtschaft im Euroraum an. Davon ist sie immer noch weit entfernt. Volkswirte gehen aktuell davon aus, dass die Gesamtinflation im März zwar weiter auf 7,1 Prozent sinken wird. Bei der Kerninflation wird dagegen mit einem erneuten Anstieg auf 5,7 Prozent gerechnet.

„Wollen keine unnötigen Schmerzen“
Schnabel zufolge hat die EZB einigen Spielraum, ihr Inflationsziel zu erreichen. „Ich würde sagen, wir haben in unserem Fall ein wenig Flexibilität“, so die EZB-Direktorin. „Unser Ziel ist mittelfristig definiert und somit wollen wir natürlich keine unnötigen Schmerzen verursachen.“ Sie wies aber zugleich darauf hin, dass eine höhere Inflation Kosten verursache. Manche bekämen das mehr zu spüren als andere - insbesondere die weniger Wohlhabenden.

Die EZB hatte zur Eindämmung den Leitzins zuletzt erneut um 0,5 Prozent - und damit wieder recht kräftig - erhöht. Es ist bereits die sechste Zinserhöhung in Folge, die sich etwa auch in wesentlich teureren Krediten niederschlägt. Dazu kommt jedoch die Angst vor einer Ausweitung der momentanen Bankenkrise in den USA und der Schweiz - so können stark steigende Zinsen die Banken zusätzlich unter Druck setzen.

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