Live im Theater Akzent

Pomme: „Ich bin mittlerweile erwachsen geworden“

Musik
03.04.2023 10:00

Mit ihren zwischen Chanson, Folk und Indie-Ästhetik mäandernden Songs ist die Französin Pomme eine der elegantesten und spannendsten Pop-Sängerinnen der Gegenwart. Am 8. April spielt sie im Wiener Theater Akzent und stellt ihr neues Album „Consolation“ vor. Wir haben mit der 26-Jährigen über Reife, Natur und die großen Emotionen gesprochen.

(Bild: kmm)

Als Claire Pommet aka Pomme im Mai 2022 ihr Österreich-Debüt im Wiener Konzerthaus gab, war sie mit einer merkwürdigen Situation konfrontiert. Einerseits stand das im Sommer 2022 erschienene Album „Consolation“ ante portas, andererseits präsentierte sie auf der Bühne erst wenige Häppchen daraus und konzentrierte sich vielmehr auf vergangenes Material, das dann aber doch ganz anders und - zumindest für sie selbst - steinalt klang. „Es war ein bisschen ein komischer Zustand“, erklärt uns die Künstlerin im „Krone“-Interview, „man promotet auf so einer Tour noch keine neuen Songs und die letzten fühlen sich meilenweit entfernt an. Gleichzeitig an einem neuen Album zu arbeiten und auch auf Tour zu gehen, ist ziemlich schwierig. Wenn du alte Songs auf der Bühne spielst, hauen sie dich geistig wieder aus der Schiene der neueren Nummern raus.“ Wenn Pomme nun für ihre Österreich-Wiederkehr im Theater Akzent auftritt, ist die Sachlage völlig anders gestaltet.

Zur Frau gereift
„Consolation“ atmet bereits ein dreiviertel Jahr lang die Luft der Freiheit, setzte sich in ihrer französischen Heimat auf Platz vier der Album-Charts, was gleichbedeutend mit ihrem bislang größten Erfolg ist, und das Material darauf hat sich mittlerweile zur Genüge live erprobt. War der 2019 veröffentlichte Vorgänger „Les failles“ ein eher trauriges Werk, das Pommes Beziehungsende mit ihrer damaligen Freundin thematisierte und innerhalb von nur zwei Wochen geschrieben war, ergab sich für „Consolation“ schon rein aus der Pandemiesituation heraus ein wesentlich ruhigerer, reduzierterer Zugang zum Material. „Ich bin in den letzten Jahren vom Teenager zur Frau gereift und habe in dieser Zeit unheimlich viel gelernt. Mir war für dieses Album wichtig, dass ich aus meinem gewohnten Kokon rauskomme und mir die Menschen in meinem Leben bewusster mache.“

Für „Consolation“ wählte Pomme zwei wichtige Grundpfeiler, von denen aus sie die einzelnen Songs zu einem Gesamtwerk verwob. Einerseits geht es stark um ihre Kindheit und das Aufwachsen, andererseits setzt sie starke Frauen ins Zentrum, die sie zwar nie persönlich traf, sie aber zu ihrer Art von Kunst inspirierten. „Es sollte kein Konzeptwerk werden, weshalb ich dann doch ziemlich bunt geschrieben habe“, fügt sie lachend an, „der rote Faden ist wohl, dass ich mich mit diesem Album selbst beruhigen wollte. Ich habe an Filme, Lieder oder Momente aus meiner Vergangenheit gedacht und versucht, mir diese warmen Emotionen in meinem Erwachsenenleben zu vergegenwärtigen. Ich habe heute natürlich einen anderen Blick auf das Leben als mit 16. Grob geht es auf ,Consolation‘ darum, ein besserer Mensch zu sein. Sich nicht so sehr über Probleme zu beklagen, sondern lieber nach Lösungen zu suchen.“

Musik als wichtigste Ausdrucksform
Übersetzt bedeutet der Albumtitel Trost, wurde zwischen Paris, Quebec, Montreal und Ontario geschrieben und produziert und zeigt die heute 26-Jährige beträchtlich weiterentwickelt. Geschrieben wurde zu einem großen Teil wieder in der Muttersprache. „Sie ist mit mehr Wahrheit und Ehrlichkeit verbunden, was anfangs für mich eine Barriere war. All meine Lieder drehen sich um mich, meine Erfahrungen und Emotionen, oder um Menschen, die ich kenne oder beobachtet habe. Französisch ist poetischer als Englisch und gibt mir mehr Möglichkeiten, mich vielseitiger zu präsentieren.“ Pomme sieht ihre Musik als Ventil, um sich zu öffnen. Sich so ehrlich und frei auszudrücken, wie es ansonsten nicht möglich wäre. „Als Kind schrieb ich dafür Gedichte, später dann Songs. Mittlerweile fällt es mir auch so schon leichter, mich Familie und Freunden zu öffnen, aber die Musik bleibt die allerwichtigste Ausdrucksform.“

Pomme wuchs zu Hause in einem streng religiösen Haushalt auf und bezieht sich in ihren Texten immer wieder auf ihre Homosexualität, die Natur, die Liebe und den Tod. Sozusagen Existenzialismus aus einer persönlich geformten Perspektive heraus. „Die meisten meiner Songs sind mit Gefühlen verbunden, andere auch mit Bildern. Wenn ich Lust darauf habe, kann ich problemlos wochenlang alleine auf einer Hütte im Wald sein. Wichtig ist aber, dass diese Form der Einsamkeit selbst gewählt ist. ,Consolation‘ ist jetzt weniger naturbezogen als die vorherigen Alben, aber das Thema bleibt immer ein wichtiger Teil von mir.“ Die Künstlerin macht sich viele Gedanken über sich und ihre Kunst. „Manchmal beneide ich meine Freunde, die mit 26 noch studieren, sich ausprobieren und nicht von Tausenden Menschen beobachtet und bewertet werden. Deshalb achte ich auch sehr genau darauf, wie ich mich öffentlich präsentiere und dass ich mit keinen Unternehmen kooperiere, dessen Werte ich nicht vertrete.“

Nicht das Zentrum der Welt
Auf das anstehende Wien-Konzert freut sie sich genauso wie auf ihr Publikum. „Ich bin ein 26-jähriges Mädchen, das einfach das Richtige machen will. Ich singe über Dinge, die ich fühle und von denen ich Bescheid weiß und ich hoffe, dass die Menschen sich mit ihren Emotionen mir gegenüber verbinden können. Mir ist sehr bewusst, dass ich nicht das Zentrum der Welt bin, aber es gibt nichts Schöneres für mich, als wenn sich die Leute fallen lassen können und durch meine Musik etwas fühlen. Es gibt Geschichten, in denen bei meinen Konzerten Freundschaften geschlossen oder Beziehungen eingegangen wurden. Genau das soll meine Musik auch vermitteln. Sie steht für Menschlichkeit und Zusammenhalt.“

Live im Theater Akzent
Am 8. April spielt Pomme im Wiener Theater Akzent. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten für das Top-Konzert. Dort finden Sie auch alle weiteren Informationen rund um das musikalische Ereignis.

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