Wenn er nicht gerade die Fäuste im Ring ballt, steht Stefan Nikolic mit der Kreide im Klassenzimmer. Nach seinem verlorenen Titelkampf vergangenen September, steht für den 28-Jährigen kommenden Samstag im Rahmen der Bounce Fight Night der zweite Aufbaukampf an. Statt Mathe- und Physik-Formeln, will er dort seinem Gegenüber das Fürchten lehren.
Als ausgebildeter Sport- und Geschichteprofessor unterrichtet Stefan Nikolic neben Sport derzeit Mathematik und Physik im Schulzentrum Donaustadt. Ein, zwei Jahre müsse er noch warten, bis er seine eigentlichen Fächer endlich unterrichten darf. Allerdings kein Problem für ihn: „Mathe oder auch Physik ist kein Hindernis für mich, weil ich in einer HTL war und mich damit auskenne. Ich dachte am Anfang, dass es ein bisschen anstrengender ist, aber als ich den Stoff gesehen habe, habe ich gleich gewusst, dass es einfach wird.“
Nebenbei gibt’s jeden Mittwoch Boxen als unverbindliche Übung für die Unterstufe: „Ich trainiere dort die Kinder mit einer Kollegin für zwei Stunden wie im Bounce.“ Heißt konkret: Aufwärmen -Techniktraining- Partnerübungen und ein Auspowern am Ende, „damit die Kinder fertig nach Hause gehen und schlafen können“.
Hoffen auf mehr Gegenwehr
Power wird es auch bei ihm brauchen, wenn mit dem Brasilianer Eduardo Sacramento da Silveira im Hotel InterContinental der zweite Aufbaugegner wartet. Nach dem vergangenen Kurz-Aufbaukampf gegen den Bosnier Bojan Cestic, der mit einer Ellenbogenverletzung bereits nach Runde eins aufgeben musste, will Nikolic diesen Gegner nun per Knock-Out zurück nach Südamerika schicken. Allerdings nicht gleich in Durchgang eins: „Der Kampf ist auf acht Runden angesetzt, da muss ich mir die Luft schön einteilen und am Ende versuchen, den K.o. zu setzen.“
Derzeit heißt es allerdings weiterhin trainieren und abspecken. Rund zwei Kilo ist er noch über dem Cruiserweight-Limit von 90,72. Im Training wird dazu auf Spritzigkeit (mit dem Medizinball explosive Schläge, fünf Stück pro Hand zu drei Durchgänge; Sandsack zehn Mal zehn Sekunden Bewegung, Schattenboxen) geachtet. Zudem mussten Seun Salami, Mobin Kahraze (bis zu dessen Armbruch) oder der deutsche Roman Gorst dagegenhalten.
Ganzer Fokus gilt Calimeno
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings schon auf dem geplanten Re-(Titel-)Kampf gegen den Kolumbianer Julio Cesar Calimeno im September. Nach der blutigen Niederlage im letzten Herbst hatte „El Grande“ (so sein Kampfname) erst einmal zwei Wochen Pause, um die Batterien aufzuladen, die Zeit mit seiner Familie zu genießen. „Dann war ich wieder im Training und ein paar Mal krank, weil ich mit den Kindern wenig Schlaf bekomme“, sprach er wohl jeden Jung-Papa aus der Seele. Taktik sowie Strategie wurden ein bisschen umgestellt, um weniger Schläge abzubekommen.
„Mein Trainer wollte schon im April den Rückkampf machen“, verriet der gebürtige Schwede, wollte diesen aber unbedingt auf Herbst verschieben, weil der Lehrer davor in den Sommerferien zwei bis drei Mal pro Tag trainieren kann: „Da bin ich voll vorbereitet und topfit. Jetzt wäre es schwierig mit der Ausdauer.“
„Richtig geiler und harter Kampf“
Erstmals wird es auf Österreichs größter Boxveranstaltung drei Titelkämpfe geben. Während Gastboxerin Nicole Wesner versucht, ihren Weltmeistertitel zu verteidigen, will Michaela Kotaskova den vakanten WBF-Intercontinental-Gürtel. Abgerundet wird der Abend mit Marcos Nader und dem Kampf um den IBF-International-Titel. „Das ist ein Wahnsinn, schon etwas Einzigartiges, weil Österreich so etwas bisher noch nie erlebt hat.“
Besonders hervorstreichen wollte er die beiden Frauen-Titel-Kämpfe: „Wir wollen auch zeigen, dass Frauen boxen können und alle fördern, egal, welches Geschlecht sie haben. Ich finde das gut und super vom Bounce, dass sie so etwas miteinbauen. Vor allem bei der Michi (Kotaskova, Anm.) wird das sicher wieder ein richtig geiler und harter Kampf - wie das letzte Mal. Wir haben gesehen, dass sie richtig hart trainiert hat - die Trainingseinheiten waren teilweise wirklich unmenschlich und ich bin mir sicher, dass sie den Titel holen kann."
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