Wie berichtet, hat die Raiffeisenbank International (RBI) nun ihre Bestrebungen intensiviert, sich aus dem Russland-Geschäft zurückzuziehen. Man konzentriere sich auf Transaktionen, die zum Ausstieg führen, sagte RBI-Chef Johann Strobl am Donnerstag in der Hauptversammlung der Bank in Wien. Zwei Optionen gebe es da: Verkauf oder Abspaltung. Finanzexperten schätzen aber beide Möglichkeiten als „relativ unrealistisch“ ein.
„Die aktuellen Möglichkeiten eines Exits sind sehr beschränkt, sodass die RBI aktuell keine Möglichkeiten hat, Russland zu verlassen, und dort bleiben wird und in Absprache mit der EZB das Geschäft dort immer weiter reduziert“, erklärte Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbandes für Anleger (IVA), am Freitag gegenüber dem Ö1-„Morgenjournal“.
Möglicher Käufer des RBI-Russland-Geschäfts könnte zum Beispiel eine chinesische oder indische Bank sein, die gute Beziehungen zum Kreml hat, meinte Mario Holzner, Direktor des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw), im „Morgenjournal“. Allerdings wird der Wert des Unternehmens laut Experten von einer russischen Regierungskommission geschätzt und der Käufer darf nur 50 Prozent davon an den Verkäufer zahlen. Dazu kommen laut Holzner auch noch zehn Prozent, die direkt an den russischen Staat abzugeben seien. Jedenfalls sei an einen schnellen RBI-Rückzug aus Russland nicht zu denken. „Also vor Ende des Jahres ist da sicherlich nichts zu machen.“
RBI dient anderen westlichen Banken als Brücke
Daher müsse die RBI jetzt vor allem glaubhaft machen, dass sich das Geschäft in Russland weiter reduzieren werde. Im vergangenen Jahr habe sie in Russland bereits ungefähr 30 Prozent der Kredite an russische Institutionen und Unternehmen reduziert. An sich sei das Geschäft dort sehr profitabel, die Profite in Russland hätten rund 60 Prozent des RBI-Konzerns ausgemacht. „Inzwischen führen alle größeren europäischen und amerikanischen Unternehmen, die noch vor Ort sind, ihre Transfers im großen Teil über die RBI in den Westen über das Swiftsystem durch“, so Holzner.
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