Leben schlüpft daraus: Dieses Wunder der Natur muss also bei großen Ereignissen in der Geschichte und im Jahreslauf als Symbol dienen, auch beim höchsten Kirchenfest: zu Ostern.
Es ist nicht allzu groß, aber symbolträchtig: Das Ei. „In jeder Mythologie kommt es vor. Bereits im antiken Ägypten waren rote Eier als Geschenk bekannt“, weiß Kulturwissenschafter Heimo Schinnerl.
Die schöne Helena schlüpfte aus dem Ei
In der griechischen Mythologie nähert sich Zeus, der Meister der Verkleidung und Verführung, Leda in Gestalt eines Schwanes und schwängert sie - was in der gleichen Nacht auch Ledas Mann Tyndareos tut. Vier Kinder kommen zur Welt - Helena, Polydeukes, Klytaimnestra, Kastor. Sie schlüpfen aus zwei Eiern.
Das Weltei
„Bekannt ist auch die Vorstellung vom Weltei, aus dem die Elemente hervorgingen oder aus dessen Hälften Himmel und Erde entstanden. Aus dem Ei schlüpft Leben. Daher ist es in allen Kulturen so wichtig“, so Schinnerl. Da zu Ostern die Auferstehung, der Sieg des Lebens über den Tod gefeiert wird, ist das Ei zum höchsten Fest der Christen ein großes Symbol.
Manche Eier sind ganz besonders segensreich
Besondere Bedeutung hat das Antlassei, das Hühner am Antlasstag, dem Gründonnerstag, legen. „Eine Kärntner Sage erzählt, dass eine Witwe, die zu Ostern ein Antlassei über das Hausdach geworfen hatte, damit beim nächsten Blitz ein Schadenfeuer abgewendet hat“, so Schinnerl.
Farben aus der Natur
Seit dem 17. Jahrhunderten wird von bunten Ostereiern berichtet, die zunächst mit Naturfarben wie Birkenrinde, Buschanemonen und Malevenblüten, Roterübensaft, Brennnesseln oder Zwiebelschalen gefärbt wurden. Eier finden sich im Patengeschenk und im Weihkorb, der in Kärnten am Karsamstag zur Speisensegnung in die Kirche gebracht wird.
Wertvolle Symbole werden kunstvoll verziert
Ostereier werden auch in vielfältigen Technik verziert und zur Zierde auf Palmkätzchen gehängt. In großartiger Goldschmiedekunst gestaltete Peter Carl Fabergé Ostereier, die als Fabergé-Eier berühmt geworden sind.
Osterhase und Himmelhenne: Zwei Tiere - eine Aufgabe
„Gebracht werden die Ostereier teils vom Osterhasen, in Teilen Kärntens und Tirols aber von der Himmelhenne“, kennt Schinnerl die Sagen. Im Frühling waren zahllose Hasen zu beobachten und durch ihre rasche Fortpflanzungsfähigkeit waren sie ein Symbol für Fruchtbarkeit, für das neue Leben.
„Einst wurde erzählt, dass manche Hühner goldene Eier legen. Diese seien in Grundmauern von Klöstern als Bauopfer eingearbeitet“, erzählt der Kulturwissenschafter.
Wenn die Kinder die Ostereier haben, wird nicht nur in Österreich, sondern auch in Bayern, in der Schweiz und in Belgien damit gespielt: Eierpecken und Eierrollen sind also europaweit beliebt.
Eine Krappfelder Bäuerin erzählte mir: Am Ostersonntag sei auf dem Misthaufen die Himmelhenne ge- standen! Ihr Vater habe zuvor eine weiße Henne mit Eierfarbe gefärbt.
Heimo Schinnerl, Kulturwissenschafter
Mit einem Stück Eierschale auf dem Kopf wurde ab den 1960ern Calimero berühmt, der im Zeichentrick viele Abenteuer erlebt.
Wenn die Glocken nach Rom fliegen...
Die heute mit dem Palmsonntag beginnende Karwoche kennt zahlreiche Traditionen: Heute werden Palmbuschen gesegnet, denen große Segenskraft zugeschrieben wird. Am Gründonnerstag während der Abendmesse, beim Gloria, fliegen die Glocken nach Rom, heißt es. Bis Karsamstag werden sie durch Ratsch’n ersetzt.
Die Passion Christi
Auf Kreuzwegen wird das Leiden nachvollzogen, das Jesus auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte erleben musste. Besonders eindrucksvoll geschieht dies bei der stummen Passion in Tresdorf im Mölltal, beim „Kreuzziachn“, das am Gründonnerstag und Karfreitag gezeigt wird.
Weil Feuer den Menschen immer schon heilig war, fehlt es auch zu Ostern nicht - außer es ist so trocken wie heuer. Für gewöhnlich brennen in der Nacht auf Ostersonntag zahlreiche Osterhaufen.
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