Kein Erfolg im Donbass
Briten: „Russlands Winteroffensive gescheitert“
Seit der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow das Kommando über die „militärische Spezialoperation“ gegen die Ukraine übernommen hatte, lag sein Hauptaugenmerk nach britischen Angaben nur noch auf der Winteroffensive. Ohne Erfolg - denn Russlands Bemühungen um eine stärkere militärische Kontrolle über die Donbass-Region seien gescheitert, heißt es in einer aktuellen Analyse.
Ziel der Winteroffensive sei gewesen, die russische Kontrolle über die gesamte ostukrainische Donbass-Region auszudehnen, schrieb das britische Verteidigungsministerium am Samstag in seinem Geheimdienst-Update. „Nach 80 Tagen ist zunehmend erkennbar, dass dieses Projekt gescheitert ist“, hieß es weiter.
Hohe Verluste, minimaler Erfolg
Die russischen Streitkräfte an der Front in der Region hätten bei hohen Verlusten nur minimale Gewinne verzeichnen können. Damit hätten sie den vorübergehenden personellen Vorteil durch die russische „Teilmobilisierung“ des vergangenen Herbsts weitgehend verspielt.
Angriffe abgewehrt, Wetter macht Probleme
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben unterdessen weitere Angriffe auf die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut abgewehrt, was die Darstellung der Briten weiter untermauert. „In den vergangenen 24 Stunden haben unsere Verteidiger gegnerische Attacken im Bereich der Ortschaften Bohdaniwka und Iwaniwske zurückgeschlagen“, teilte der ukrainische Generalstab am Samstag mit. Beide Ortschaften liegen an wichtigen Zufahrtsstraßen nach Bachmut. Schon zuvor hatten russische Quellen von massiven Schneefällen berichtet, die das Vorankommen der angreifenden Truppen beeinträchtigten.
„Die Verschlechterung des Wetters erschwert die Führung aktiver Handlungen“, klagte der russische Militärexperte Boris Roschin in der Nacht auf Samstag. Auf Bildern und Videos aus der Gegend sind massiver Schneefall und eine dicke Schneedecke zu sehen. Das Wetter ist ein wichtiger Faktor im Kriegsgeschehen. So wird in den kommenden Wochen auch eine ukrainische Gegenoffensive erwartet. Dazu müssen Experten zufolge aber zunächst einmal die Böden trocknen, weil die schweren Militärfahrzeuge sonst teils im Schlamm stecken bleiben könnten.
Seit Monaten ist Bachmut schwer umkämpft. Die russischen Angreifer haben die völlig zerstörte Stadt inzwischen von drei Seiten umstellt und kontrollieren nach eigenen Angaben etwa 70 Prozent des Stadtgebiets. Für Russland ist die Eroberung Bachmuts wichtig, um das Kriegsziel der Eroberung des ostukrainischen Donbass-Gebiets zu erreichen. Bachmut ist Teil der Verteidigungslinie vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk, den letzten großen Städten, die die Ukraine im Gebiet Donezk noch hält.
Russland mit neuer Einberufungskampagne
Vor dem Hintergrund des seit mehr als einem Jahr anhaltenden Angriffskriegs gegen die Ukraine hat in Russland am Samstag die Einberufungskampagne zum Grundwehrdienst begonnen. Die erste der beiden Kampagnen in diesem Jahr dauert bis zum 15. Juli, berichtete das Portal RBK am Samstag unter Berufung auf ein Dekret von Kremlchef Wladimir Putin. Laut Konteradmiral Wladimir Zimljanski vom Generalstab wurden insgesamt 700.000 potenziell Wehrpflichtige im Vorfeld erfasst.
Die Einberufenen, dieses Mal 147.000, sollen aber nicht für den Krieg in der Ukraine eingesetzt werden, versicherte er. Die Einberufungen der Kreiswehrersatzämter würden erstmals auch elektronisch verschickt. Wo das nicht möglich sei, werde der Bescheid weiter persönlich ausgehändigt.
Derweil streitet die Politik über die Gültigkeit der elektronischen Benachrichtigung: Dem Vizechef des Verteidigungsausschusses in der Staatsduma, Juri Schwytkin, zufolge ist eine solche Benachrichtigung gleichbedeutend mit dem Einberufungsbescheid. Hingegen erklärte Viktor Bondarew, der Chef des Verteidigungsausschusses im Föderationsrat, dem Oberhaus des russischen Parlaments, dass solche E-Mails „keine Einberufungsbescheide sind“.
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