Eine Story, die niemanden kalt lässt! Der norwegische Komponist Gisle Kverndokk und Autor Aksel-Otto Bull heben mit „Briefe von Ruth“ ein außerordentliches Musical aus der Taufe. Im Mittelpunkt steht die „norwegische Anne Frank“ Ruth Maier. Das Intendanten-Duo Elisabeth Sikora und Markus Olzinger brachten die Geschichte des jüdischen Mädchens im Stadttheater Gmunden zur Weltpremiere - heftiger Applaus!
“Ich will kämpfen, bis die Welt gut ist“, notierte Ruth Maier im Oktober 1938 in ihr Notizbuch. Die Wienerin war gerade 18 geworden und die Welt, auf die sie sich so gefreut hatte, weil sie darin die Liebe vermutete, ging in Brüche. Mit 19 floh sie nach Norwegen, fühlte sich frei, bis auch der Norden von den Nazis besetzt wurde. Mit 22 Jahren wurde sie deportiert und in Auschwitz ermordet. Wie wird aus dem Holocaust ein Musical?
Komponist Gisle Kverndokk und Autor Aksel-Otto Bull schaffen mit „Briefe von Ruth" die Grätsche zwischen Anspruch, Respekt und Unterhaltung. Die Regie von Elisabeth Sikora und Markus Olzinger beleuchtet zunächst wie unter dem Spot eines Scheinwerfers Bruchstücke aus Ruths Alltag als Schülerin. Dabei kommt schon zu Tage, dass sie sich mehr zu Frauen hingezogen fühlt.
Sehnsucht nach Liebe
Daraufhin wird die Suche nach der Liebe zum breiteren Erzählfaden, nach fragwürdigen Erlebnissen mit Männern, lernt sie in Norwegen ihre Freundin Gunvor kennen. Doch das Glück währt nicht lange.
Notwendige Brüche
Während der Beginn durch eine unnötig lange Inhaltsangabe verzögert wirkt, überzeugt und begeistert Jasmina Sakr in der Rolle von Ruth ab der ersten Minute ihres Auftretens und sie hält die Spannung bravourös durch. Melodiöses kommt in den ersten Minuten nur langsam in Schwung, erst mit dem Auftreten von Yngve Gasoy-Romdal als Burgschauspieler wird die Musikstruktur kompakter, wagt sich in Lieder und Motive hinein, die aber stets rasch gebrochen werden. Die Musik kokettiert mit Swing, setzt dann wieder Kontrapunkte, Ohrwürmer werden vermieden - so wird das Musical dem Anspruch eines Epitaphs gerecht.
Großartige Stimmen
Im Dialog mit Ruth überzeugen Michaela Thurner als ihre Schwester und Kudra Owens als Mutter. Previn Moore entfaltet sich stimmlich grandios in der Irrenhaus-Szene, die sich zu einem der Höhepunkte des gesamten Ensembles entwickelt. Über allem aber begeistern die Duette von Sakr mit einer sängerisch kongenialen Tamara Pascual als Gunvor. Der Schluss unspektakulär und still angedeutet mit einem Bild im Bild.
Standing Ovations für die Neuheit, den Mut und die künstlerische Größe dieses Musicals, das schon als Vorbote der Kulturhauptstadt 2024 betrachtet wird.
Weitere Aufführungen im Stadttheater Gmunden am 1., 2., 10. 14., 15., 16., 21., 22. und 23..
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