Korruption und Corona haben das Misstrauen in die Politik auf einen Höchststand getrieben. Beides hat der Rechnungshof ins Visier genommen - die Lehren aus der Pandemie erscheinen am Dienstag. Im „Krone“-Interview spricht die Präsidentin des obersten Kontrollorgans der Republik, Margit Kraker, über Gräben und Grenzen, die „Koste es, was es wolle“-Mentalität und ihren moralischen Kompass.
Der Sitz des Österreichischen Rechnungshofs ist ein goldbraunes Hochhaus in der Dampfschiffstraße am Wiener Donaukanal, mit der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft als Nachbar. Das Büro der Präsidentin befindet sich im vorletzten Stock. Margit Kraker trägt ein roséfarbenes Sakko zu weißer Bluse und schwarzer Hose. Goldgerahmte Brille, goldene Ohrstecker, eine Uhr aus Stahl. Über dem Schreibtisch hängt noch immer der feuerrot-gelb-schwarze Mikl, den sie zu Beginn ihrer Amtszeit vor sechs Jahren als Leihgabe ausgewählt hat. „Ich mag dieses Bild, weil es so viel Energie ausstrahlt“, erklärt die Präsidentin. Ansonsten schmücken nur drei gerahmte Fotos, die sie - zwei Mal - mit dem amtierenden Bundespräsidenten und einmal mit dessen Vorgänger zeigen, den Raum.
„Krone“: Frau Präsidentin, Sie haben Ende 2022 gemeint, es müsste ein Ruck durchs Land gehen, um das Vertrauen in die Politik wieder herzustellen. Ähnliches hat auch der Bundespräsident eingemahnt. Ist das passiert?
Margit Kraker: Nein. Den „Ruck“ vermisse ich immer noch. Die politischen Parteien - das gilt für die Regierung wie auch für die Opposition - sind sehr mit sich selbst beschäftigt, zum Teil befinden sie sich schon in Wahlkämpfen. Man sucht zwar punktuell nach Lösungen, schiebt wichtige Aufgaben aber immer wieder auf die lange Bank und vergisst so auf das große Ganze.
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