Frauen attackiert

Kein Kopftuch: Haftbefehl für zwei Iranerinnen

Ausland
02.04.2023 12:40

Im Iran haben die Behörden am Samstag die Verhaftung von zwei Frauen angeordnet, weil sie durch das Abnehmen ihrer Kopftücher eine „verbotene Handlung“ begangen haben. Ein Mann dürfte sie wegen der fehlenden Kopfbedeckung angegriffen haben, was ihm wiederum einen Haftbefehl wegen „Beleidigung und Störung der Ordnung“ einbrachte.

Das Video von dem mutmaßlichen Angriff hatte sich in Onlinenetzwerken verbreitet. Die Aufnahmen zeigen zwei Kundinnen in einem Geschäft, die keine vorgeschriebene Kopfbedeckung tragen und von einem Mann nach einem Wortgefecht angegriffen werden. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Mann einen offenbar mit Joghurt gefüllten Becher über die Köpfe der Frauen kippt, bevor ihn der Geschäftsbesitzer zur Rede stellt.

Verfolgung „ohne Gnade“
Irans Präsident Ebrahim Raisi sagte am Samstag im Staatsfernsehen, dass das Kopftuch in der Islamischen Republik gesetzlich vorgeschrieben sei. Der Justizchef der Islamischen Republik, Gholamhossein Mohseni Ejei, drohte indes allen iranischen Frauen ohne Kopftuch mit gnadenloser Verfolgung. „Die Abnahme des Schleiers ist gleichbedeutend mit Feindseligkeit gegenüber (unseren) Werten“, erklärte der Justizchef. Diejenigen, „die solche anomalen Handlungen begehen, werden bestraft“ und „ohne Gnade verfolgt“.

Ejei ließ offen, mit welchen Strafen die Frauen zu rechnen haben. Der demonstrative Verzicht auf ein das Haar bedeckendes Kopftuch ist zu einem zentralen Symbol des Widerstands gegen die Regierung in Teheran geworden. Ausgelöst wurden die seit Monaten anhaltenden Proteste durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini, die Mitte September in Polizeigewahrsam starb. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie ihr Kopftuch falsch getragen haben soll. Neben der Teilnahme an Protestkundgebungen zeigen auch immer mehr Iranerinnen durch den Verzicht auf das Kopftuch ihre Ablehnung der Regierung in der Öffentlichkeit.

Frauen zur Rede stellen
Vergangenen Donnerstag hatte das Innenministerium das Kopftuch als „eine der zivilisatorischen Grundlagen der iranischen Nation“ bezeichnet und an Bürger appelliert, unverschleierte Frauen zur Rede zu stellen. Nach der 1979 eingeführten islamischen Scharia sind Frauen verpflichtet, ihr Haar zu bedecken und lange, locker sitzende Kleidung zu tragen, um ihre Figur zu verbergen. Wer dagegen verstößt, muss mit Geldstrafen oder Verhaftung rechnen.

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