Polit-Neuling
Proserbisch: Das ist Montenegros neuer Präsident
Der vom proserbischen Lager unterstützte Ökonom Jakov Milatovic hat die Präsidentenwahl in Montenegro klar gewonnen (siehe Video oben). Der POlit-Neuling der neuen Partei „Europa Jetzt!“ brachte bei der Stichwahl am Sonntag 60 Prozent der Wähler hinter sich. Der prowestliche Amtsinhaber Milo Djukanovic musste sich demnach mit 40 Prozent der Stimmen begnügen. Damit geht eine mehr als drei Jahrzehnte währende Ära zu Ende.
Mit dieser Niederlage verliert Djukanovic die letzte Machtposition. Bereits vor mehr als zwei Jahren war die Präsidentenpartei DPS bei der Parlamentswahl einer Koalition aus proserbischen und Reformparteien unterlegen.
Djukanovic führte Montenegro in die NATO
Der 61-Jährige hatte die ehemalige jugoslawische Teilrepublik 2006 in die Unabhängigkeit und 2017 in die NATO geführt. Zugleich war seine Herrschaft immer wieder auch von Korruption, Freunderlwirtschaft und Nähe zum organisierten Verbrechen überschattet.
„Manchmal verliert man auch Wahlen“
Der abgewählte Präsident gratulierte noch in der Wahlnacht seinem Nachfolger. „Das Ergebnis ist, wie es ist, und manchmal verliert man auch Wahlen“, sagte er vor Anhängern in Podgorica. Die Bewahrung eines zivilen, multi-ethnischen Montenegros bleibe weiterhin seine Berufung.
Milatovic ließ sich von Anhängern am Sitz von „Europa Jetzt!“ feiern, die in Chören riefen: „Milo, es ist vorbei!“. „Dieser Sieg wird Montenegro verändern“, sagte der Wahlsieger. Kriminalität und Korruption werde es in der Politik des Landes nicht mehr geben. Der Weg nach Europa bleibe Priorität.
Serbien und „Europa jetzt!“
Milatovic steht der aus Belgrad gelenkten serbisch-orthodoxen Kirche nahe. Er war Wirtschaftsminister in der kurzlebigen proserbischen Regierung, die von Dezember 2020 bis April 2021 amtiert hatte. Nach dem Ende dieses Kabinetts gründete er zusammen mit anderen die neue Partei „Europa jetzt!“. Diese bekennt sich zum angestrebten EU-Beitritt des Landes, steht aber zugleich auch für dessen enge Anbindung an Serbien.
Mit dem Abgang von Djukanovic könnte sich Beobachtern zufolge die außenpolitische Ausrichtung des Landes ändern, da die proserbischen Kräfte auch bei der Parlamentswahl im Juni dominieren dürften. In der Zeit vor 2020 war Montenegro unter den Westbalkan-Staaten ein Vorreiter bei der EU-Annäherung. Künftige, proserbische Koalitionen würden sich von der EU wohl nicht abwenden. Zugleich könnten sie aber die EU-Integration durch eine stärkere Anbindung an das reformunwillige Nachbarland Serbien verlangsamen.
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