Der Sager, dass „Syrer, Afghanen und Araber“ den Wiener Brunnenmarkt übernommen hätten, hatte dem Wiener ÖVP-Chef Karl Mahrer viel Kritik eingebracht. Zurücknehmen oder gar entschuldigen möchte er sich dafür nicht. Im Gegenteil: Im Talk mit Katia Wagner legt er noch einmal nach …
„Die Österreicher und die Wiener zählen in einzelnen Bereichen längst zur Minderheitsgesellschaft“, ist sich der ehemalige Wiener Polizei-Vizepräsident sicher. Er habe nichts gegen die Vielfalt, die ein Markt bietet, aber am Wiener Brunnenmarkt vermisse er dennoch die heimischen Standbetreiber. „Dort hört man kein deutsches Wort mehr“, sagt Mahrer.
„Das wäre rassistische Politik“
Der Vizebürgermeister der Stadt, Christoph Wiederkehr (NEOS), möchte sich den Brunnenmarkt nicht „schlechtreden“ lassen. „Genau dort findet Integration statt. Ohne die zugewanderten Menschen wäre der Markt leer“, erklärt er. Wiederkehr schätzt den „lebendigen Markt“ und lehnt es ab, Standbetreiber aufgrund ihrer Nationalität zu unterscheiden, denn - so der Vizebürgermeister - „das wäre eine diskriminierende, rassistische Politik“.
Wie viel Veränderung ist gut?
Auch die Grüne Stadtpolitikerin Judith Pühringer lebt in der Nähe des Brunnenmarktes und schätzt die „Lebendigkeit“. Mahrer wolle nur „die Gesellschaft spalten und Hetze betreiben“. „Es ist wunderbar, dass sich Wien verändert, weil es wächst“, erklärt Pühringer. Natürlich dürfe man immer noch Probleme ansprechen, gerade wenn es um das Sicherheitsgefühl der Wiener geht. Dennoch stellt sie klar: „Ich fühle mich in Wien nicht unsicher. Wien ist eine sichere Stadt.“
Bobo-Bezirk vs. Favoriten
Das sieht der FPÖ-Politiker in der Runde anders. Landtagsabgeordneter Stefan Berger attestiert Pühringer und Wiederkehr „Realitätsverweigerung“. „Es mag ja sein, dass es im Bobo-Bezirk ganz nett ist, aber in Favoriten sieht es ganz anders aus“, erklärt der Obmann der FPÖ-Favoriten: „Es gibt Halloween-Ausschreitungen, Silvester-Randale und Massenschlägereien.“ Viele Frauen würden aus Angst von der U-Bahn nach Hause laufen. „Das kann es doch nicht sein“, sagt Berger.
Standler-Job ist „Mentalitätssache“
Marcus Arige, der Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands in Wien (SPÖ) verteidigt die ausländischen Marktstandler. Unsere Marktwirtschaft verändere sich mit Angebot und Nachfrage. Als „doppelter Migrant“ - er ist ein Oberösterreicher in Wien und halber Syrer - ist er sich sicher: „Vielfalt hat uns schon immer stärker gemacht, vor allem auch wirtschaftlich!“ Dass viele Marktstandler Migrationshintergrund hätten, sei „vielleicht Mentalitätssache“. Er fragt sich: „Wer will denn so früh aufstehen?“
Falafel oder Würstel?
Zum Schluss finden die Diskutanten trotz tiefer Meinungsunterschiede zu einem versöhnlichen Ende. Mahrer (ÖVP) wäre bereit, mit der Grün-Politikerin Pühringer und dem Vizebürgermeister auf ein „Falafel-Dürüm“ zu gehen, um sich ein erneutes Bild der Lage machen zu können. „Oder wir gehen auf ein Würstel“, ergänzt Mahrer.
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