Eine Geschichte von vier Generationen endet am 30. April: Das Lebzelterhaus sowie das Kaffeehaus der Familie Stöckl in Bleiburg sperren zu.
„Es tut mir leid, aber das Lebzelterhaus wird für immer geschlossen“, sagt Gottfried Stöckl (62). Der Bleiburger hat sein ganzes Leben von Kindheit an in der Backstube verbracht. Die „Kärntner Krone“ besuchte den Lebzelter, Metsieder, Wachszieher und Konditormeister in seinem kleinen, duftenden Reich. „Natürlich ist es traurig, aber es gibt eben keinen Nachfolger mehr. Die Ära von vier Generationen endet leider hier“, bedauert Stöckl.
Das Bleiburger Original ist in der Backstube und auf Märkten aufgewachsen: „Das war ganz normal, dass wir jedes Wochenende auf irgendeinen Markt gefahren sind, um unsere Produkte zu verkaufen“, erinnert sich der Lebzelter. Nach Matura und Bundesheer ist Stöckl mit 20 Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen, den es schon seit dem Jahr 1775 auf dem Bleiburger Hauptplatz gibt. Natürlich hat er für alle Berufe den Meisterbrief in der Tasche. „Mein Vater hatte einen Nachfolger gesucht. Und ich bin’s geworden.“ Über 40 Jahre hat der Bleiburger das Handwerk ausgeübt, das mittlerweile vom Aussterben bedroht ist. In Spitzenzeiten hat sein Vater neun Mitarbeiter beschäftigt.
In der beliebten Konditorei verführen Schaumrollen, Cremeschnitten, Punschkrapfen. Ehefrau Gerhild Stöckl bedient die Gäste in dem Lokal, das heute noch das Flair der Sechzigerjahre versprüht. Das Ehepaar ist sich einig: „Das ist noch so charmant wie es einst war, die Einrichtung hat noch der Vater anfertigen lassen.“ Die Besucher genießen ihren Kaffee und die Mehlspeisen heute noch so wie in den vergangenen Jahrzehnten.
Beim Eintritt in die Backstube strahlt der 62-Jährige: „Ja, hier ist noch für kurze Zeit mein Reich.“ In der Backstube wird der begehrte Lebkuchen produziert, der nach einem uralten Geheimrezept hergestellt wird. Stöckl: „Ich habe nur einige kleine Änderungen an der Rezeptur vorgenommen.“ Trotz moderner Knetmaschine sei die Produktion auch heute noch aufwändig und anstrengend: „Allein die vielen Bleche täglich in den Ofen zu heben, erfordert viel Kraft. Das spüre ich schon lange in meinen Händen.“
Ich würde gerne weitermachen, aber es geht nicht mehr. Ich weiß auch, dass damit eine Familienära endet, immerhin waren vier Generationen am Werk.
Gottfried Stöckl, Lebzelter und Konditormeister
Bild: EVELYN HRONEK
Aber nicht nur Lebkuchenherzen haben seinen Betrieb bekannt gemacht. Auch das Metsieden ist ein Handwerk, das heute kaum noch jemand beherrscht: „Der Honigwein gärt fast ein halbes Jahr.“ Wie es aussieht, wird dieses begehrte Produkt heuer am Wiesenmarkt nicht mehr erhältlich sein. Stöckl: „Es ist, wie es ist; wir werden Ende April unsere alten Rollladen herunterlassen.“ Damit der Abschied von Backstube, Kirchtagen, Märkten nicht so schwerfällt, will das Ehepaar ab Mai vorerst einmal Italien erkunden.
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