Die Inflation und die damit gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise treiben auch den Preis beim Speiseeis in die Höhe. Die „Krone“ hat sich umgehört, was Burgenlands Eishersteller für eine Kugel verlangen und warum man mancherorts besonders tief in die Geldbörse greifen muss.
Einer der größten Eisfabrikanten im Burgenland ist Joachim Kitzwögerer, auch bekannt als „Der Eismacher“. Zum Eismachen kam der gelernte Steinmetz und Steinbildhauer aus Lockenhaus durch Zufall. Vor zehn Jahren erwarb er in seiner Gemeinde eine Immobilie und mit ihr einen Eissalon inklusive Rezeptur der Familie Heiling, die schon 1927 Eis produzierte. Mittlerweile hält der Quereinsteiger Filialen in Lockenhaus, Oberpullendorf, Lackenbach, Mattersburg, Neusiedl am See, Gols, Leithaprodersdorf, Rust, Purbach und Podersdorf, aber auch in Wien, Niederösterreich und Bratislava.
„So hoch wie jetzt war der Preis für eine Kugel noch nie! Dieser Rekordbetrag ist der Inflation geschuldet. Auch unser Milchbauer aus der Buckeligen Welt hat höhere Kosten zu stemmen und musste seine Preise erhöhen. So ergibt eines das andere“, erklärt der Unternehmer, der neben Eisknödeln und Bio-Eis auch vegane und zuckerfreie Sorten anbietet und vorrangig Früchte aus der Region verwendet - etwa sonnengereifte Erdbeeren aus Wiesen oder Kornelkirschen aus Gols.
Kostspielige Touristenorte
Wie viel eine Kugel Eis kostet, hängt beim „Eismacher“ von der geografischen Lage und Miethöhe der Geschäfte ab. „In Mattersburg bezahlt man 1,90 Euro, in Rust und Podersdorf 2,10 Euro, in Bratislava gar 2,90 Euro. Trotzdem stehen die Leute dort Schlange. Wo Touristen sind, ist es grundsätzlich teurer“, sagt Kitzwögerer.
Seine Kunden hätten aber Verständnis dafür, weil sie die Teuerung in jedem Bereich wahrnähmen: „Auch wir nehmen sie in Kauf, weil wir nicht an der Qualität sparen wollen.“
Teure Milchprodukte
Claudia Sari vom Eissalon „San Marco“ in Neusiedl am See musste den Kugelpreis ebenfalls anheben. Statt 1,40 Euro wie im Vorjahr zahlt man nun 1,80 Euro: „Zucker, Joghurt, Früchte: Es gibt kein Produkt, das nicht teurer geworden ist. Milch und Obers haben sich fast verdoppelt, vom Strom und Gas ganz zu schweigen! Unter solchen Umständen bleibt uns leider nichts anderes übrig, als die Preise anzupassen“, sagt die Unternehmerin.
In ihrer Eistheke bietet sie 26 Sorten an und eines verspricht sie jetzt schon: „Selbst wenn die Inflation weiter ansteigt, wird es bei uns heuer keine Erhöhung mehr geben. Wir wollen ja nicht unsere Kunden vergraulen.“
Wirtschaften ohne Gier
Auch Giulio Nespolo und seiner Frau Federica Paro liegt das fern. Seit 15 Jahren betreiben die beiden aus Oderzo stammenden Italiener das „Eiscafé Caorle“ in Eisenstadt und stellen täglich aus frischen Rohstoffen ein Qualitätsspeiseeis her, das durch Cremigkeit und seinen natürlichen Geschmack besticht. „Ich beschäftige mich seit 44 Jahren mit der Produktion von Eiscreme, aber so teuer wie jetzt waren die Zutaten noch nie!“, seufzt Nespolo.
Trotzdem ist eine Kugel bei ihm mit 1,40 Euro relativ günstig. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Preis nur um 20 Cent. Wie kommt‘s? „Ich stehe um 3 Uhr in der Früh in unserer Eisküche und arbeite bis 23 Uhr, um den Kunden täglich 24 frische Sorten anbieten zu können. Natürlich hätte ich den Preis noch mehr erhöhen können. Aber ich bin nicht gierig und komme mit dem Geld, das ich für meine Familie und mich kalkuliert habe, über die Runden. Die Leute sind sehr zufrieden und lassen sie auch immer ein gutes Trinkgeld da!“
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