Nach den Erlebnissen 2016 mit der Vogelgrippe geht in Vorarlberg nach ersten positiven Fällen die Sorge um. Landesveterinär Norbert Greber gibt allerdings vorsichtige Entwarnung. Für die Geflügelzüchter ist die Situation ein Wettlauf mit der Zeit.
Die vermehrt in der vergangenen Woche mit dem Vogelgrippe-Virus gefundenen infizierten Wildvögel bringen den Vorarlberger Landesveterinär nicht aus der Ruhe. Er glaubt nicht an den Anfang einer Infektionswelle: „Ganz im Gegenteil. Wahrscheinlich sind das eher die letzten positiven Fälle heuer.“
Bisher hat sich die Situation immer bis zum Frühsommer entspannt. Ich rechne daher nicht mit dem Beginn einer Infektionswelle.
Landesveterinär Norbert Greber
Seine Zuversicht zieht Greber aus den Erfahrungen der Vergangenheit. „Bisher hat sich die Lage mit den höheren Temperaturen immer beruhigt.“ Das Virus werde durch die stärkere UV-Strahlung deaktiviert. Allerdings gab es 2022 in der EU - vor allem in Meeresnähe, wo viele Wasservögel leben - erstmals auch im Sommer Infektionsfälle. „Das Virus scheint endemisch zu werden, warum ist bisher nicht klar“, räumt der Landesveterinär ein.
Die Beibehaltung der vom Gesundheitsministerium verordneten Stallpflicht bei Züchtern mit mehr als 50 Tieren hält er jedenfalls für sinnvoll. Diese gilt entlang des Bodenseeufers, des Rheins sowie des Pfänderstocks und des Vorderbregenzerwalds. „Hausgeflügel reagiert viel empfindlicher auf das Virus als Wasservögel“, berichtet Greber. Infizierte Wasservögel seien oft „pumperlgesund“, aber dennoch Überträger der Vogelgrippe. Für Hühner sei eine Infektion hingegen eine schwere Erkrankung, die häufig tödlich endet.
Auch der Obmann des Vorarlberger Geflügelwirtschaftsverbands, Michael Natter, begrüßt grundsätzlich die verordnete Stallpflicht. Sorgen macht er sich aber, ob die Verordnung rechtzeitig in vier Wochen wieder aufgehoben wird. Dann endet nämlich die 16-wöchige Frist, in der Eier noch als „Freilandeier“ verkauft werden können, obwohl die Hühner vorübergehend im Stall gehalten werden mussten.
Das Vogelgrippe-Virus (H5N1) wird meistens durch einen direkten Kontakt mit infizierten Tieren - häufig wild lebende Wasservögel - auf Zuchttiere übertragen und ist hoch ansteckend. Ebenso möglich ist eine Übertragung über Stallkleidung, Stiefel, Fahrzeuge, Futter oder Einstreu. Für Menschen stellt die so genannte Geflügelpest keine Gefahr dar, sofern sie nicht in engem Kontakt mit den Tieren leben. Auch über Lebensmittel ist H5N1 nicht übertragbar. 2016 grassierte das Virus das letzte Mal verstärkt in Vorarlberg. Damals musste der gesamte Bestand eines Truthahnzüchters in Hard gekeult werden.
„Das wäre mit deutlichen Kosten für die Freiland-Züchter verbunden. Pro Ei reden wir von 20 Prozent geringeren Einnahmen“, rechnet er vor. Hinzu kämen noch die Kosten für die Umstellung von Kennzeichnung und Verpackung. Ob sich das allerdings ausgeht, ist nicht gewiss. „Es ist nicht ausgeschlossen, aber sicher bin ich mir nicht“, sagt Greber dazu.
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