10 Jahre Haft drohen

Abgasskandal: Audi-Ingenieur gesteht Manipulation

Motor
04.04.2023 16:20

Im Betrugsprozess um den Dieselskandal bei Audi will einer der angeklagten Ingenieure mit einem umfassenden Geständnis ein mildes Urteil erreichen. Der Motorenentwickler Giovanni P., der bereits früher eine Mitverantwortung für die Abgasmanipulationen eingeräumt hatte, bekannte sich am Dienstag vor dem Landgericht München zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.

(Bild: kmm)

Er habe gewusst, dass die sogenannten Abschalteinrichtungen nicht gesetzeskonform sein könnten, ließ der Italiener von seinem Verteidiger Walter Lechner in der Verhandlung erklären. Das Gericht hatte ein solches Eingeständnis zuvor ausdrücklich vermisst und deswegen frühere Äußerungen des Ingenieurs lediglich als Teilgeständnis gewertet.

Es drohen bis zu zehn Jahre Haft
Der Angeklagte und sein Anwalt reagierten damit am 162. Prozesstag auf Druck des Gerichts. Der Vorsitzende Richter Stefan Weickert hatte diesem Ingenieur, dem mitangeklagten früheren Audi-Chef Rupert Stadler und dem ehemaligen Audi-Motorenchef und Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz mit einer Verurteilung wegen Betrugs gedroht. Darauf stehen bis zu zehn Jahre Gefängnis.

Für eine Verurteilung sieht Weickert nach zweieinhalb Jahren Verhandlungsdauer genügend Beweise. Bei umfassenden Geständnissen seien jedoch Bewährungsstrafen möglich, hatte der Richter vor einer Woche gesagt. Stadler und Hatz, die die Vorwürfe stets zurückgewiesen haben, haben sich dazu bisher nicht geäußert. Deren Verteidiger einigten sich mit dem Gericht am Dienstag auf weitere Bedenkzeit bis in die zweite Aprilhälfte.

Ein Verfahren eingestellt
Der vierte Angeklagte ist seit Dienstag aus dem Schneider. Das Verfahren gegen den Ingenieur Henning L. werde gegen eine Geldauflage von 25.000 Euro eingestellt, sagte Richter Weickert. Das Geld solle zwei Umwelt- und Naturschutzverbänden zugutekommen. Die Staatsanwaltschaft ließ ihre Anklage wegen Betrugs, mittelbarer Falschbeurkundung und strafbarer Werbung bei diesem Mann fallen. Der rangniedrigste der bisher vier Angeklagten gilt damit als unschuldig.

Der Prozess ist eines der prominentesten Gerichtsverfahren zur Aufarbeitung des Dieselskandals bei Volkswagen und der Konzerntochter Audi. Der Skandal um millionenfach manipulierte Abgaswerte war im September 2015 aufgeflogen. Der Münchner Strafprozess läuft seit September 2020. Laut Anklage sollen die Ingenieure Motoren derart manipuliert haben, dass sie gesetzliche Abgaswerte zwar auf dem Prüfstand, aber nicht auf der Straße einhielten. Audi-Chef Stadler soll es nach Bekanntwerden des Skandals versäumt haben, den Verkauf der manipulierten Autos zu stoppen.

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(Bild: kmm)



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