Sie sind oft Opfer

Steirer gibt „Problemhunden“ eine zweite Chance

Steiermark
05.04.2023 06:00

Georg Resch nimmt Hunde mit schwieriger Vergangenheit auf. Was er vielen Tierbesitzern vorwirft und wie er mit Vierbeinern arbeitet.

Hund „Ossi“ war noch ein Welpe, der keinem etwas getan hatte. Dass der kleine Schäferhund im Garten bellte, störte jemanden. Er steckte dem jungen Tier eine Schrotflinte ins Maul - und drückte ab.

„Ossi“ überlebte schwer verletzt. So wie er mehrere Giftanschläge überlebte. Aber irgendwann, als Misshandlungen, die Vernachlässigung zuviel wurden, biss er zu. Und musste sofort weg.

Staffordshireterrier „Sir“, von Menschen missbraucht. Als Waffe „scharf“ gemacht , sollte er laut Resch in deutschen Unterweltskreisen Angst verbreiten, Gegner einschüchtern. Nähern konnte sich ihm kaum jemand. Jetzt „schnurrt“ der Gigant fast, wenn er Georg Resch sieht, er genießt Streicheleinheiten und viel Zuwendung. (Bild: Christian Jauschowetz)
Staffordshireterrier „Sir“, von Menschen missbraucht. Als Waffe „scharf“ gemacht , sollte er laut Resch in deutschen Unterweltskreisen Angst verbreiten, Gegner einschüchtern. Nähern konnte sich ihm kaum jemand. Jetzt „schnurrt“ der Gigant fast, wenn er Georg Resch sieht, er genießt Streicheleinheiten und viel Zuwendung.

Der braune Staffordshireterrier „Sir“ indes sollte das böse Gesicht der Unterwelt in einer deutschen Großstadt werden und Gegner in zweifelhaften Kreisen in Angst versetzen. Dazu wurden Mitteln eingesetzt, die wir nicht kennen. Nähern konnte sich dem Hund niemand mehr.

Böse? „Sie wurden von Menschen so gemacht“
Heute sind beide beim Oststeirer Georg Resch - und beten ihr Herrl an, das sieht man auf den ersten Blick. Sie, die Bösen, die Gefährlichen. „Sie wurden von Menschen so gemacht“, sagt der 37-jährige Polizist, der mit seiner Hartberger Firma RG Dogs Problemhunden, die keiner mehr will, eine zweite Chance gibt und zudem für internationale Kräfte Spezialhunde ausbildet.

Da zeigt wohl jemand deutlich, dass die Futterschüssel leer ist. Dieser Hund, der abgenommen worden war, wird von Resch jetzt aufgefüttert. (Bild: Christian Jauschowetz)
Da zeigt wohl jemand deutlich, dass die Futterschüssel leer ist. Dieser Hund, der abgenommen worden war, wird von Resch jetzt aufgefüttert.

Sein Rezept? „Ich gewinne ihr Vertrauen.“ Ohne dieses tiefe Vertrauen funktioniere es nicht zwischen Mensch und Tier, das versucht er jedem zu sagen, der Probleme mit einem Hund hat. „Aber das eigentliche Problem ist, dass sich viele einen Hund zulegen, ohne alles zu bedenken: Dass sie ihm Geduld schulden. Dass sie eine Verantwortung haben bis ans Lebensende. Dass sie mit dem Tier arbeiten müssen.“

Der Experte ist beliebt! (Bild: Christian Jauschowetz)
Der Experte ist beliebt!

„Man wollte die Belastung einfach loswerden“
Kürzlich gab eine Familie ihren Hund bei Resch ab: „Er habe gezwickt, sagten die Leute. Ich habe ihnen versichert, dass wir das in den Griff kriegen.“ Nach einem langen Gespräch wurde dem Hundetrainer klar, dass gar keine Lösung gefunden werden wollte. „Man wollte die ,Belastung‘ einfach loswerden“. Das schockiert ihn immer wieder, „weil es für unsere Wegwerfgesellschaft so typisch ist. Was nicht mehr passt, kommt weg. Dass es sich um ein Lebewesen handelt, wird völlig emotionslos aus dem Bewusstsein gestrichen.“

Achtung hat er vor solchen Menschen keine: „Wer seinen Hund ohne einen Funken Regung abgibt, wem völlig egal ist, was aus ihm wird, der lässt auch jeden Menschen im Stich.“

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Heute kann jeder als Trainer agieren, ohne Ausbildung, nur durch einen Gewerbeschein! Damit wird viel Schindluder betrieben

Georg Resch

Bei Hundetrainern wird viel Schindluder betrieben
Außerdem hasst Resch die Bezeichnung Hundetrainer, „auch das läuft völlig falsch im System. Heute kann jeder als Trainer agieren, ohne Ausbildung, nur durch einen Gewerbeschein! Damit wird viel Schindluder betrieben - und ich bekomme immer öfter verstörte Vierbeiner, mit denen irgendwelche Hundetrainer ,gearbeitet‘ haben.“ Dabei ließe sich alles in den Griff bekommen.

Ein Schützling beim Training. (Bild: Christian Jauschowetz)
Ein Schützling beim Training.

Wie eine der häufigsten Problemstellungen - die Leinenaggression. Resch: „Es gibt nur individuelle Lösungen. Das Problem liegt meist beim Besitzer. Der sieht einen anderen Hund kommen, verkrampft sich an der Leine, zieht sein eigenes Tier an sich. Das denkt damit instinktiv: ,Aha, mein Besitzer hat Angst, also geht von dem Hund Gefahr aus - ich greife an!‘ Mit Übungen und viel Augenkontakt lässt sich das gut lösen.“

Der Polizist ist auf Malinois, den Belgischen Schäferhund, spezialisiert. Und hat eine Mahnung: „Wir werden mit dieser Rasse ein gesellschaftliches Problem bekommen. Denn das ist ein Arbeitshund, der am liebsten 24 Stunden am Tag gefordert werden will. Keiner, der auf der Couch liegt. Und der aggressiv werden kann, wenn er unterfordert wird. Das unterschätzen viele.“

Brauchen mehr Haus- und Hundeverstand
Wie auch das: „Heute nehmen sich viele einen Hund nur nach dem Aussehen, entscheiden sich nicht nach rassetypischen Merkmalen und ob der Hund so zur Familie passt. So kommt es zu Problemen. Wir brauchen wieder mehr Haus- und Hundeverstand!“

Infos: rg-dogs.com

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