Von Oberösterreich nach Kroatien, von der Stahl- in die Küstenstadt, von Linz nach Split, vom LASK zu Hajduk - Lukas Grgić hat den Absprung gewagt und spielt inzwischen seit mehr als einem Jahr erfolgreich für den kroatischen Kult-Klub Hajduk Split! Im 2. Teil des großen Interviews mit dem 27-Jährigen erzählt Grgić über seinen Anteil an einem Top-Transfer des LASK, die Rolle des Fußballs für die kroatische Gesellschaft, seinen Traum vom ÖFB-Nationalteam und einen Mann, der sowohl in Split als auch in Österreich eine Fußballer-Legende ist …
krone.at: Beim Abschied von Deinem „Herzensverein“ hast Du einstmals gesagt: „Ich habe jeden Tag im schwarz-weißen Dress genossen und immer alles gegeben.“ Vermisst Du den LASK inzwischen schon?
Lukas Grgić: Was heißt vermissen? Schwer zu sagen ... (überlegt) Wenn ich den LASK kurz vermisse, schaue ich mir ein Spiel an und dann passt‘s auch wieder. Ich spreche gerne über die Zeit beim LASK, auch weil ich dort internationale Spiele gesammelt habe. Ich habe neue Erfahrungen Ende nie gemacht, von der Zweiten Liga bis zur Europa League. Da sind schon Emotionen dabei und natürlich schaut man gerne zurück auf diese Zeit.
Die Eröffnung der LASK-Arena und den Aufschwung unter Didi Kühbauer hast Du durch Deinen Abgang im Jänner 2022 verpasst. Wie siehst Du von Split aus die aktuelle Performance Deines Ex-Klubs?
Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass sich der Klub wieder stabilisiert hat. Weil in den Jahren davor hatte es schon eine abnormale Entwicklung gegeben, aber dann hat es einen Knicks gegeben. Die Entwicklung ist stehen geblieben, es ist drum herum viel passiert, worunter auch wir Spieler haben leiden müssen. Das war keine einfache Zeit! Aber jetzt sind sie offenbar wieder stabil - ich drücke ihnen die Daumen und hoffe, dass sie wieder auf ihren alten Weg zurückkehren!
Ein halbes Jahr nach Deinem Abgang vom LASK hat Dein Ex-Klub bei Hajduk zugeschlagen, ein stecken gebliebenes Sturm-Talent geholt. Kaum in Linz angekommen, hat dieser Marin Ljubičić begonnen zu treffen, als gäbe es kein Morgen. Wie steht‘s um Deinen Anteil an diesem Top-Transfer für den LASK?
Die Frage wurde mir auch schon extrem oft gestellt ... (lacht) Ich kann nur bestätigen, dass ich einen kurzen Austausch mit LASK-Sportdirektor Radovan Vujanovic gehabt habe, mit typischen Fragen: Wie ist der Junge? Wie ist er charakterlich drauf? Ist er professionell? Kann er was? Und natürlich: Ich hatte hier in Split jeden Tag mit Marin zu tun, den Jungen kannte ich, ein richtig gutes, junges Stürmer-Talent mit einem unglaublichen Speed, der auch vor dem Tor gut ist. Bei uns war er halt ein bisschen in die Kritik gekommen - junge Spieler werden hier zwar schon gefördert und gepusht, aber man bekommt nicht viel Zeit! Vor allem: Er kommt ja direkt aus Split, ist ein Junge von hier, da ist permanent Druck vorhanden. Da kannst du kein Brot holen, wenn du am Vortag verlierst. Für ihn ist es extrem wichtig gewesen, dass er einmal wegkommt von hier, dass er seine Zelte woanders aufschlägt.
Du spielst in Kroatien Fußball, hast Wurzeln in Kroatien und lebst jetzt auch in Kroatien - einem Land mit nicht einmal 4 Millionen Einwohnern, das vor wenigen Wochen zum dritten Mal in die Top-3 bei einer Fußball-WM gekommen ist. Was bedeutet so ein Erfolg für so ein kleines Land?
Der Sport hat in Kroatien generell einen sehr großen Stellenwert, vor allem der Fußball. Wenn man durch Split fährt, sieht man überall Fußball-Plätze, hier wird der Fußball gelebt. Ich glaube, der größte Unterschied zu anderen Ländern ist die Mentalität: Die Kroaten hassen es zu verlieren - da gibt es nur Siegen, Siegen, Siegen! Auch die Jugendarbeit wird extrem großgeschrieben, es ist schon gigantisch, was hier für Rohdiamanten geschliffen werden.
6 von 26 Spielern im WM-Kader von Kroatiens Teamchef Zlatko Dalić sind bzw. waren in der „Hrvatska Nogometna Liga“ engagiert, darunter die Hälfte des Stürmer-Aufgebots und wiederum ein Drittel davon ein Mann von Hajduk: Marko Livaja. Der soll in Split ja eine Legende sein, habe ich mir sagen lassen ...
Der ist eine extreme Legende, auch bei uns in der Kabine, würde ich sagen … (lacht) Ein richtig feiner und guter Typ, der sich grundsätzlich Zeit für jeden Fan nimmt. Hier in Split genießt er Kult-Status, viele Leute vergleichen das mit der Zeit, als Diego Maradona in Neapel war. Wenn wir irgendwo auswärts hinfahren und bei einer Tankstelle stehen bleiben, kann Marko da gar nicht rausgehen - weil sonst stehen wir vier Stunden da und kommen nicht mehr weg wegen der Fans. Marko Livaja ist hier der Größte ...(lacht)
Er ist ja gebürtig aus Split und ist mit 30 ja noch nicht so alt, dass man meinen müsste, er kann im Ausland jetzt nirgends mehr spielen. Aber er ist nach Split zurückgekehrt …
Das ist Marko! Wie man das beschreiben kann? Das ist die Liebe zu diesem Verein, er ist aufgewachsen mit diesem Verein. Mit dem Pokal-Sieg ist er gar nicht besonders glücklich gewesen, er hat gesagt: „Ich bleibe, ich möchte die Meisterschaft holen. Ich möchte, dass Split sieben Tage bebt.“ Und das würde auch so passieren: Wenn wir wie Meisterschaft holen, dann brennt die Stadt sieben Tage lang!
Kommen wir zu einem kleinen Makel in deinem Fußballer-Leben - Deinen null Länderspielen. Glaubst du noch, dass Du jemals den Team-Dress überstreifen wirst? Immerhin bist du schon 27 Jahre alt - und Kroatiens Liga ist zudem nicht unbedingt eine, die im Fokus eines österreichischen Teamchefs steht …
Ja, genau! Ich glaube, die kroatische Liga wird extrem unterschätzt - und doch hat Kroatiens Teamchef auf sechs Spieler aus unserer Liga zurückgegriffen. Da finde ich es schade, wenn unser Teamchef nicht einmal hierherschaut. Aber grundsätzlich möchte ich sagen, dass der ÖFB-Kader auch qualitativ sehr gut ist - auch bessere Spieler als ich sind nicht einberufen worden. Das soll von daher gar keine Kritik sein … (überlegt) Aber solange ich Fußball spiele und solange ich Leistung bringe, solange werde ich an meine Chance glauben.
Zum Abschluss noch zu etwas komplett anderem: Wenn man in Österreich „Fußball“ und „Split“ zusammen erwähnt, kommt man um einen der besten Fußballer der jüngeren ÖFB-Geschichte nicht herum: Ivica Vastić. Auch wenn er im Gegensatz zu Dir nie für Hadjuk gespielt hat, ist er doch ein gebürtiger …
... „Spličanin“ sagt man hier ...
… ein „Spličanin“ also. Kennt man den Ivo hier in Split noch?
Natürlich, natürlich! Ivo hat auch hier Legenden-Status, den kennt man schon. Ich habe ihn erst kürzlich vor Weihnachten in einer Shopping-Mall hier in Split getroffen, weil nach Weihnachten am Stephanitag wird hier ein riesengroßes Hallen-Turnier gespielt. Da war er Gast neben vielen anderen Legenden.
Und wie schaut es mit dem Kultstatus von Lukas Grgic hier bei Hajduk Split aus?
Den erarbeite ich mir gerade … (lacht) ... Ich würde sagen, dass ich bei den Fans sehr gut ankomme, weil ich meine Art und Weise nicht verändert habe, wie ich spiele. So wie ich in Österreich agiert habe, agiere ich auch hier. Einfach immer alles für den Verein geben - das schätzen die Leute.
Der Mann, der sich nicht hängen lässt, der immer alles gibt, wie ich am Anfang eingeleitet habe …
So ist es. Genau!
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