Wende im Krieg?

Ukraine setzt offenbar zu großer Gegenoffensive an

Ausland
05.04.2023 11:04

Fast 14 Monate sind seit der Ukraine-Invasion Russlands vergangen, nun könnte die große Wende bevorstehen. Denn offenbar plant Kiew jetzt den großen Gegenschlag. So wurden Ukrainer in besetzten Gebieten zur Flucht aufgefordert und auf Satellitenbildern sind bereits ausgehobene Schützengräben und Verteidigungsstellungen der Russen zu sehen. 

So hatte kürzlich die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk Ukrainer in russisch besetzten Gebieten indirekt zur Flucht aufgefordert. „Ich rate den Ukrainern in den vorübergehend besetzten Gebieten, entweder in Drittländer zu gehen oder sich vorzubereiten“, schrieb sie ohne weitere Details auf Telegram. „Sie wissen, was zu tun ist, passen Sie auf sich und Ihre Kinder auf.“

Heftige Artilleriekämpfe an mehreren Orten
Auch der Verteidigungsminister der Ukraine, Oleksiy Reznikov, sprach in einem Interview mit einem estnischen TV-Sender von einer geplanten Offensive im Frühjahr, bei der „westliche Panzer“ zum Einsatz kommen sollen. Am Dienstag wurden allerdings noch heftige Artillerieduelle gemeldet. Nach ukrainischen Angaben wurden dabei zwei russische Anlagen zur elektronischen Kriegsführung zerstört.

Kiew hatte zuletzt Ukrainer in besetzten Gebieten zur Flucht aufgefordert. (Bild: AFP)
Kiew hatte zuletzt Ukrainer in besetzten Gebieten zur Flucht aufgefordert.

Auch aus der Kleinstadt Awdijiwka im Donbass wurden neue russische Artillerieangriffe gemeldet. Obwohl die noch verbliebenen Bewohner zuletzt mehrfach aufgerufen worden waren, den Ort zu verlassen, hielten sich nach Angaben von Bürgermeister Vitali Barabasch weiter Zivilisten in der Stadt auf. „Es sind noch acht Kinder in der Stadt, aber man müsste schon leidenschaftlicher Spion sein, um sie zu finden“, wurde er von der „Ukrajinska Prawda“ zitiert. Awdijiwka liegt knapp 15 Kilometer nördlich der von Russen und Aufständischen kontrollierten Großstadt Donezk entfernt.

Aus der Kleinstadt Awdijiwka im Donbass wurden Angriffe von russischer Artillerie gemeldet. Die Bewohner rüsten sich bereits für weitere Gefechte. (Bild: AFP)
Aus der Kleinstadt Awdijiwka im Donbass wurden Angriffe von russischer Artillerie gemeldet. Die Bewohner rüsten sich bereits für weitere Gefechte.

Angriffe mit „Kamikaze-Drohnen“
Auch aus der schwer umkämpften Stadt Bachmut wurden neue Gefechte gemeldet. Ukrainischen Angaben zufolge wurden am Dienstag 20 russische Angriffe rund um die Stadt abgewehrt, bei Awdijiwka und Marinka waren es 25 weitere. Russische Drohnen griffen zudem die Hafenstadt Odessa und andere Orte an, die Ukraine meldete in Summe 17 Attacken mit iranischen „Kamikaze-Drohnen“ vom Typ Shahed-136. 

Satellitenbilder zeigen Schützengräben
Ein weiteres Indiz für eine bevorstehende Offensive der Ukraine sind Satellitenbilder, die Schützengräben und Verteidigungsanlagen der Russen auf der Krim zeigen. Offenbar erwartet man auch in Moskau einen Angriff der Ukrainer. Kiew hatte immer wieder erklärt, das gesamte, russisch besetzte Territorium zurückerobern zu wollen. Ob die Truppen- und Waffenstärke dafür ausreicht, wird allerdings von westlichen Militärexperten bezweifelt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist unterdessen am Mittwoch in Polen eingetroffen. Geplant sind unter anderem Gespräche mit dem polnischen Präsidenten Andrzej Duda und Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. Polen ist einer der stärksten Unterstützer der benachbarten Ukraine, macht sich immer wieder für westliche Militärhilfe stark.

Bei der Frage der Lieferung von Kampfpanzern des Typs Leopard 2 setzte Polen die deutsche Bundesregierung lange unter Druck, diese willigte schließlich ein. Zudem hat Polen eine wichtige Funktion als logistische Drehscheibe für die militärische Unterstützung aus dem Westen.

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