Petersburger Attentat:
Nun werden Follower der Tatverdächtigen attackiert
Die Auswirkungen des Attentats auf den russischen Propagandisten Wladlen Tatarski in der Metropole Sankt Petersburg sind immer tiefer im Leben der einfachen russischen Bürger zu spüren. Mittlerweile kann es schon schwerwiegende Konsequenzen hageln, wenn man der Tatverdächtigen Darja Trepowa in den sozialen Netzwerken folgt oder auch nur auf irgendeine Weise mit ihr verbunden ist. Es ist ein Zeugnis davon, wie geladen die Stimmung in der Gesellschaft ist und ein Kampf der Extreme.
Freiwillige und Aktivisten wollten nach der Inhaftierung Trepowas ein Lebensmittelpaket für die 26-Jährige organisieren. Denn die Haftbedingungen sind in Russland äußerst schlecht. Wie Jelena Kondrachina gegenüber dem Medium „Rotonda“ schilderte, habe sie nur eine diesbezügliche organisatorische Frage in einem Chat gestellt.
Kondrachina betont, dass sie Trepowa weder kenne noch in den sozialen Netzwerken folge. Rolle gespielt habe das aber keine - sie sei nach ihrer Initiative massiv von Bots attackiert worden. Unbekannte hätten ihre Adresse veröffentlicht und ihr schlimme Dinge angedroht - wie unter anderem Vergewaltigung.
Vermutet wird dahinter die Bewegung „Cyber Front Z“, die den Abend mit Tatarski organisiert hatte. Mitbeteiligt könnte auch der Gründer der verbotenen russischen Männerbewegung „Muschskoje gosudarstwo“ Wladislaw Posdnjakow gewesen sein - denn er hatte zuvor bereits Kondrachina öffentlich auf seinen Kanälen angeprangert.
Bots können immensen Schaden anrichten
Als „Bots“ werden in den sogenannten sozialen Medien Computerprogramme bezeichnet, die über die Plattform mit den Nutzerinnen und Nutzern interagieren und dabei vorgeben, echte Menschen zu sein. Die Programme werden zunehmend raffinierter und gehören, wenn sie bösartig sind, zu den größten Cyber-Bedrohungen des Jahrzehnts.
Bei Twitter wird der Begriff „Bot“ häufig verwendet, um Konten zu beschreiben, hinter denen statt Menschen Algorithmen stehen, die beispielsweise Unmengen an Posts abfeuern - oder sogar auf das reagieren können, was andere Nutzer in dem Kurznachrichtendienst geschrieben haben.
Attentat auf Tatarski: Wurde Trepowa hereingelegt?
Am 2. April war in einem Cafè, das Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin gehört, der Militärkorrespondent Wladlen Tatarski bei einem Attentat ums Leben gekommen. Bei dem Anschlag wurden zudem dutzende Menschen verletzt. Tags darauf wurde Darja Trepowa verhaftet.
Laut russischen Ermittlern soll sie Tatarski eine mit Sprengstoff versehene Figur überreicht haben, die danach detoniert sei. Auf einem vom russischen Innenministerium veröffentlichten Verhörvideo räumte Trepowa ein, Tatarski tatsächlich die Büste überreicht zu haben. Mordpläne gab sie dabei allerdings nicht zu.
Ihr Ehemann erklärte, seine Frau sei davon ausgegangen, dass in dem Gegenstand eine Wanze befestigt gewesen sei, um Tatarski abzuhören. Seit 4. April ist Trepowa in Untersuchungshaft. Sie muss sich nun wegen Terrorismus vor Gericht verantworten - im Falle eine Verurteilung droht ihr lebenslange Haft.
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