Greenpeace weist nach:

Lebensmittel viel länger haltbar als angegeben

Wissenschaft
06.04.2023 08:08

Um unserer Wegwerfgesellschaft Einhalt zu gebieten, hat Greenpeace eine Langzeitstudie zur Lebensmittelhaltbarkeit ins Leben gerufen. Sie soll aufzeigen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nur als „Frische-Garantie“ und nicht als Ablaufdatum zu verstehen ist.

Für die Untersuchung hat die Umweltschutz-NGO sechs für die Osterzeit typische Produkte gewählt, wie etwa gefärbte und frische Eier oder Schinken. Drei Monate lang werden die Lebensmittel auf ihre Genießbarkeit geprüft. 

Genießbarkeit kann jeder ganz einfach feststellen
„Wer schaut, riecht und kostet, kann schnell und einfach feststellen, ob ein Produkt noch genießbar ist. Ein überschrittenes Mindesthaltbarkeitsdatum ist noch lange kein Grund, um Lebensmittel in den Müll zu werfen. Das belegt jetzt auch der Greenpeace-Langzeittest“, erläuterte Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace, den Unterschied. Zwei Wochen nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wurden die Proben erstmals im Labor der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) mikrobiologisch und sensorisch nach Aussehen, Geruch und Geschmack getestet.

Empfohlene Lagerbedingungen beachten
Die erste Runde wurde dabei von allen Kandidaten ohne Makel überstanden: Egal ob frische, gekochte und gefärbte Eier, Osterschinken, Frischkäse, Roggen-Mischbrot oder Osterstriezel, alles war zwei Wochen nach Ende des MHD genießbar. Alle Produkte werden nun weiterhin laut den empfohlenen Bedingungen gelagert, was etwa bei Raumtemperatur, oder gekühlt bei sieben bis zehn Grad Celsius bedeuten kann.

Jeder Einzelne muss einen Beitrag leisten und sorgsam mit Lebensmitteln umgehen. Denn eine Verschwendung wie bisher ist nicht mehr leistbar. (Bild: APA/dpa-Zentralbild)
Jeder Einzelne muss einen Beitrag leisten und sorgsam mit Lebensmitteln umgehen. Denn eine Verschwendung wie bisher ist nicht mehr leistbar.

Joghurt hielt 26 (!) Wochen länger
Bereits 2017 hat Greenpeace einen derartigen Test durchgeführt, der damalige Langzeitsieger war das Joghurt, denn das Milchprodukt war auch 26 Wochen, also ein halbes Jahr über das MHD hinaus, weiterhin unbedenklich verzehrbar, stellte die NGO damals fest. Sechs Jahre danach wird nun erneut getestet, denn laut Berechnung der Umweltschutzorganisation landen in Österreich jährlich rund 830.000 Tonnen essbare Lebensmittel im Müll - rund 26 Kilogramm pro Sekunde. Die Datenlage zu Lebensmittelabfällen ist jedoch schlecht - in vielen Bereichen gibt es nur Schätzungen, und je nachdem ist ein Drittel bis die Hälfte der Lebensmittelabfälle in Österreich aus Privathaushalten.

Politik muss handeln
Die österreichische Regierung habe sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelabfälle pro Kopf bis 2030 zu halbieren, so der Experte. Jedoch scheint der Erfolg auszubleiben, denn 2017 landeten laut NGO-Einschätzung noch 760.000 Tonnen im Müll, womit zumindest rein vom Gewicht her eine negative Entwicklung stattgefunden haben muss.

„In Zeiten der Klima- und Energiekrise können wir es uns nicht leisten, Lebensmittel wortwörtlich für die Tonne zu produzieren. Die Politik muss volle Transparenz schaffen und sanktionierbare Ziele für die einzelnen Branchen vorgeben. Dann müssen Unternehmen sowie Konsumentinnen und Konsumenten ihren Beitrag leisten und mit kostbaren Ressourcen sorgsam umgehen“, forderte der Greenpeace-Experte abschließend. Mit ein Problem ist dabei, dass viele Hersteller ein sehr frühes Mindesthaltbarkeitsdatum wählen würden, um so eventuellen Haftungsfragen zu entgehen.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right