Gespräche mit Moskau?
Kiew stellt Verhandlungen über Krim in Aussicht
Die ukrainische Regierung ist bereit, mit Russland über die Bedingungen für die Rückgabe der Krim zu verhandeln - wenn die eigenen Streitkräfte im Zuge der Gegenoffensive die Grenzen der annektierten Halbinsel erreichen. Das äußerte der stellvertretende Leiter des Büros des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Andriy Sybiha, in einem Gespräch mit der „Financial Times“. Im Kampf um die Stadt Bachmut im Donbass befinden sich die ukrainischen Truppen indes laut Selenskyj in einer schwierigen Lage. Er deutete erstmals vage einen möglichen Rückzug an.
„Wenn es uns gelingt, unsere strategischen Ziele auf dem Schlachtfeld zu erreichen, und wenn wir uns an der administrativen Grenze der Krim befinden, sind wir bereit, diplomatische Gespräche zu starten. Das bedeutet aber nicht, dass wir eine militärische Befreiung der Krim ausschließen“, so Sybiha.
Die Zeitung wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Sybihas Worte als „klarste Interessensbekundung“ seit April vergangenen Jahres zu werten seien, mit der Russischen Föderation zu verhandeln.
Ukraine fordert auch Rückgabe aller besetzten Gebiete
Die ukrainischen Behörden haben wiederholt anklingen lassen, dass Russlands Angriffskrieg nur nach dem Abzug der russischen Truppen aus allen besetzten Gebieten und der Wiederherstellung der ukrainischen Souveränität innerhalb der international anerkannten Grenzen von 1991 - also einschließlich der Krim und des Donbass - beendet werden könne.
Bis vor Kurzem hatte Kiew nur eine militärische Lösung für die Rückgabe der Krim für möglich erachtet. Allerdings will der Kreml keine Gespräche über die Rückgabe der Halbinsel führen. Im Februar und März 2022 hatten die Ukraine und Russland über die Beilegung des Konflikts verhandelt. Als jedoch im April vergangenen Jahres das Massaker an Zivilisten in Butscha bekannt wurde, wurden die Gespräche eingefroren.
Heikle Lage in Bachmut
Nach Angaben des ukrainischen Militärs von Donnerstagfrüh verstärken die russischen Streitkräfte indes ihre Angriffe auf Bachmut mit der Absicht, die Stadt in der Ostukraine vollständig einzunehmen. Selenskyj betonte dabei: „Für mich ist das Wichtigste, dass wir unsere Soldaten nicht verlieren, und natürlich werden die Generäle vor Ort die richtigen Entscheidungen treffen, wenn sich die Lage weiter zuspitzt und die Gefahr besteht, dass wir unsere Leute verlieren, weil sie eingekesselt werden.“
Bachmut sei zusammen mit den südwestlich gelegenen Ortschaften Awdijiwka und Marjinka derzeit „das Epizentrum der Feindseligkeiten“, teilte das ukrainische Militär mit. Die Regierung in Kiew hat bisher betont, an Bachmut festhalten zu wollen.
„Bachmut hat die wichtige Aufgabe, Russland so viele Verluste wie möglich zuzufügen und vor allem einen Gegenangriff vorzubereiten“, der Ende April erwartet werde, erklärte der Militäranalyst Pavel Naroschny im ukrainischen „NV Radio“. Bachmut ist eine der letzten Regionen in der Provinz Donezk, die noch nicht in russischer Hand sind. Die Schlacht dort ist eine der heftigsten des russischen Angriffskriegs.
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