Österreichs erster Vierhaubenkoch ist tot: Reinhard Gerer starb in der Nacht zum Gründonnerstag kurz vor seinem 70. Geburtstag nach langer schwerer Krankheit in Wien.
Er war 15, als er Zeltweg verließ und in Wien, in der Wieselburger Bierinsel im Prater, eine Kochlehre begann. Seine außergewöhnliche Karriere startete er bei Werner Matt, der als österreichischer Vorreiter der „Nouvelle Cuisine“ gilt. Nach Stationen bei den Starköchen Paul Bocuse, Eckart Witzigmann und Heinz Winkler wurde er 1979 Chef de Cuisine im Le Pialée.
1984 übernahm Gerer die kulinarische Leitung des Restaurants Korso im Wiener Hotel Bristol und führte es zu ungeahntem internationalem Ruhm. In den darauffolgenden Jahren erkochte er vier Gault-Millau-Hauben und einen Michelin-Stern.
Die einfachen Gerichte liebte er am meisten
In jener Zeit wurde Reinhard Gerer auch „Krone“-Kolumnist. Seine Kochschule in der „Krone bunt“ war legendär: Er wollte, dass auch Hobbyköchinnen und -köche seine Menüs leicht nachkochen können. Ulrike Köb lieferte die Fotos dazu.
Reinhard kochte auch privat leidenschaftlich gern. Die einfachen Gerichte liebte er am meisten. Brotsuppe mit Zwiebeln und Kümmel, ein Sugo aus frischen Sommertomaten mit Basilikum, selbstgemachte Pizza, auf die er nach dem Backen Sauerrahm, Räucherlachs und Rucola legte.
Schnitzel als Stradivari
Sein größtes Verdienst war zweifellos, die traditionelle österreichische Küche zu revolutionieren. Er machte aus dem Beuschel, das in jener Zeit noch mit einer Einbrenn zubereitet wurde, ein feines Haubengericht, aus dem fetten Wiener Schnitzel eine knusprige Köstlichkeit. Die Farbe eines Schnitzels, so betonte er oft, müsse die einer Stradivari-Geige haben. Und damit es die Wellen bekommt, muss man es „soufflieren“.
Seine Tricks haben wir damals in ein Buch gepackt, das rasch zum Bestseller wurde. Es hieß „Die kleinen Tricks der großen Köche“ und schaffte vier Auflagen. 1992 wurde ihm das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik verliehen.
Viele Meisterköche sind durch seine Schule gegangen. Gerer bildete unter anderem Toni Mörwald, Christian Domschitz, Daniel Kellner, Gerti Hütter, Dieter Koschina und den deutschen TV-Koch Christian Rach aus. 2009 erfüllte er sich einen Traum und eröffnete sein eigenes Restaurant, Gerers Magdalenenhof am Bisamberg. Der Gault-Millau 2011 verlieh ihm dafür eine Haube. Und er kochte auch feine Menüs für Hunde.
„Lass uns demnächst gemeinsam kochen“
In den letzten Jahren machte ihm seine fortschreitende Krankheit schwer zu schaffen. Trotzdem war er oft beim Heurigen Zimmermann oder an seinem geliebten Naschmarkt anzutreffen. Vor vier Wochen feierte er bei seinem Schüler Toni Mörwald, auf den er sehr stolz war, in Feuersbrunn noch den Geburtstag meines älteren Sohnes.
„Lass uns demnächst gemeinsam kochen“, meinte Reinhard beim Abschied. Und dass wir uns zu seinem Geburtstagsfest beim Zimmermann am 12. April eh sehen. Es war ein Abschied für immer.
Adieu, lieber Reinhard!
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